Die Käseeckenkicker

„Bestes vom Bauern“: Die CMA ist Sponsor der neuen, alten „Sportschau“

Die „Sportschau“ präsentiert jetzt die Fußballbundesliga. Und die Centrale Marketing Gesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft (CMA) präsentiert jetzt die „Sportschau“. Bestes vom Fußball und „Bestes vom Bauern“. Jetzt wurstet zusammen, was zusammengehört. Von links nach rechts spielt das gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Fernsehen, von rechts nach links die mit öffentlichen Mitteln beigefütterte Promotion-Agentur der Ernährungswirtschaft.

Für die CMA ist die „Sportschau“ „eine hervorragende Plattform“, um „einem breiten Publikum die Vielfalt und den Stellenwert deutscher Agrarprodukte“ nahe zu bringen. Die mit 100 Millionen Euro Jahreshaushalt aasende Agrarindustrie-Lobby-Gesellschaft mbH hat dem Fußballendverbraucher allerdings auch einen großen Haufen in die Darmpassage zu stopfen. „CMA und McDonald’s präsentieren die Power & Emotion-Tour 2003 – Fit mit Fleisch. Virtueller Zehnkampf in der McDonald’s Arena. Den Top-Scorern winken Menü-Gutscheine.“ Dazu „errubbelt“ sich der vielfettige Sportschauer dann am besten einen „köstlichen Milchdrink“ vom Rubbellos. Es liegt jedem „Energy-Drink“ der CMA-„Milch-Bar-Karte“ bei, die der Fußballliebhaber vielleicht in den „schönsten Käse-Ecken Deutschlands“ gefunden hat. Dazu muss er allerdings am CMA-Käse-„Kreativ Award 2003“ teilgenommen und „eine Aktion mit Käse aus Deutschland“ gestaltet haben.

Das ist selbstverständlich eine anspruchsvolle, möglicherweise aber kontraproduktive Aufgabe. Soll der mit McDonald’s-Menüs gemästete Milchshake-Rubbler etwa während der „Sportschau“ aus dem Fernsehsessel aufstehen, sich von der Bundesliga entfernen und im Hobbykeller etwas Kreatives aus Allgäuer Emmentaler modellieren? Beziehungsweise die Glotze näher ranziehen und so lange Kräuter-Käse-Ecken auf die Mattscheibe schmieren, bis Reinhold Beckmann nicht mehr zu sehen ist? Was aus ästhetischen Gründen durchaus zu begrüßen wäre.

Was CMA und ARD kreieren wollen, ist der immer breiter werdende Bundesliga-Sitzsack. Ein bewegungs- und ausschaltunfähiger Quotenmacher, der spätestens in der Fußball-Winterpause dem idealtypischen Reiner „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“ Calmund gleicht wie eine DIN-Leberwurst der anderen. Später, in der bundesligafreien Zeit, kann der fette Schatz immer noch gehoben und entschlackt werden. Schließlich soll er beim Rückrundenstart doch wieder in der Lage sein, die Power-Taste der Fernbedienung zu drücken. Die CMA empfiehlt dazu aus der Vielfalt ihrer Bestes-vom-Bauern-Produktpalette den „Deli Fresh Lunch, ein Zwei-Komponenten-Mittagsmenü aus einem New Age Sandwich und einem Premium-Salat“.

Hochwertiger Fußball und hochwertige Nahrungsmittel. New-Age-Brötchen und Old-Fashioned-Waldihartmann. ARD-Premium-Pöhlerei und CMA-Premium-Salat. Sportsfreunde, denen davon übel wird, sollten also ins Stadion gehen und Wurst essen. Doch Vorsicht, auch das dient einem schlechten Zweck. Auf jedes verwurstete Industrie-Schwein erhebt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) einen halben Euro Gebühr und leitet sie über den Umweg des so genannten Absatzfonds an die CMA weiter. Die kann schließlich nicht von Luft und Liebe zum Fußball leben. Genauso wenig wie die ARD und ihre leckere „Sportschau“. FRITZ ECKENGA