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Archiv-Artikel

berliner szenen Im Arbeitsamt

Zimmer Nummer 123

Klick. Die Leuchtanzeige schaltet um. Zeitungen rascheln, dahinter kommen Köpfe zum Vorschein und starren auf die Anzeigentafel. Nummer 123. Einige Köpfe verschwinden wieder hinter ihren Zeitungen, andere blicken sich um. Eine ältere Dame mit hautfarbener Handtasche steht auf, guckt noch einmal auf den Zettel mit ihrer Nummer und greift nach ihrer roten Gehhilfe. Ihre Augen wandern über die vielen braunen Bürotüren, über denen verschiedene Nummern aufleuchten. Dann setzt sie sich langsam in Bewegung.

Links, neben der ersten Bürotür, steht bereits ein Mann mit Bart und dunkelbraunem Jogging-Pulli und gibt der Dame zu verstehen, dass das hier seine Tür sei. Mit dem Finger deutet er den langen Korridor entlang, auf eine Tür ganz am Ende des Ganges, über der die Nummer 123 aufleuchtet. Die ältere Dame bedankt sich einige Male kopfnickend und tapst weiter. Rechts auf den Plastikstühlen sitzen noch viele andere mit Nummern. Ein Mann hat weißen Putz auf seinen schwarzen Arbeitsschuhen. Eine Frau beruhigt ihr schreiendes Baby.

Die ältere Dame hat jetzt ihre Tür mit der Nummer 123 erreicht und verschnauft. Klick. Die Leuchtanzeige springt zur nächsten Nummer – die 124 erscheint. Die ältere Dame runzelt die Stirn und reibt mit ihren faltigen Händen einige Male über ihre Handtasche. Erneut blickt sie auf ihren Zettel, dann auf die Leuchtanzeige, dann wieder auf ihren Zettel. Da rauscht ein dürrer Typ in Lederhose an ihr vorbei, geht hinein und wirft die Tür hinter sich zu. Die ältere Dame guckt auf die Tür, dann hinauf zu der Leuchtanzeige, dann noch einmal auf ihren Zettel. Dann tapst sie den langen Korridor zurück, zieht eine neue Nummer und setzt sich wieder. NICOLE ARMBRUSTER