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Archiv-Artikel

WENN AUSNAHME DIE REGEL WIRD: 50-STUNDEN-WOCHE KEIN TABU

Der Deich um die mühsam erkämpfte moderate Arbeitzeit droht zu brechen. Nach der Sondervereinbarung über die Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche in zwei Siemens-Werken verhandelt die IG-Metall-Spitze inzwischen auch mit den Arbeitgebern der angeschlagenen Hausgerätehersteller wie Bosch-Siemens, Miele oder Electrolux über Arbeitszeitverlängerungen. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Klaus Zimmermann, setzte noch eins drauf und forderte die Einführung der 50-Stunden-Woche als Mittel gegen die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Auch der Chefsvolkswirt der Commerzbank, Ulrich Ramm, hält die 50-Stunden-Woche für sinnvoll, wenn dadurch Arbeitsplätze erhalten werden. Doch das geht selbst Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement zu weit: Unternehmen sollten mit Betriebsräten und Gewerkschaften bedarfsorientiert und flexibel auf die jeweilige Unternehmenssituation reagieren. Gegen das Totschlagargument der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland hält tapfer der zweitgrößte Metall-Tarifbezirk Baden-Württemberg dagegen: „Wir müssen den Bezugspunkt 35 Stunden, unseren erkämpften tariflichen Standard, in den Betrieben verteidigen“, sagte Bezirksleiter Jörg Hofmann gestern bei einer Bezirkskonferenz. Mit der IG Metall Südwest seien Gespräche über eine unbezahlte Arbeitszeitverlängerung bei drei Siemens-Standorten und bei Bosch nicht zu führen, so Hofmann.AP, DPA FOTO: J. H. DARCHINGER