VRR hält Preissteigerung für sozialverträglich

Verkehrsverbund Rhein Ruhr sieht Bundespolitik in der Verantwortung – 24 Millionen Euro Subventionen fehlen

ESSEN taz ■ Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) wird seine Preise zum 1. Januar um durchschnittlich 4,5 Prozent anheben. Dies wurde gestern auf der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses beschlossen und muss am 14. Juli nur noch von der Verbandsversammlung abgesegnet werden.

Hauptursache für den starken Preisanstieg sei in erster Linie die drastische Kürzung von Subventionen auf Bundesebene, so Klaus Vorgang, Geschäftsführer des VRR. Der Subventionsabbau, der von den Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens und Hessens, Peer Steinbrück (SPD) und Roland Koch (CDU), im Bundesrat initiiert wurde, bedeute für den VRR Mindereinnahmen von 24 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren. „Diese in der Bundespolitik zu verantwortende gravierende Ertragskürzung kann von den Verkehrsunternehmen nicht verkraftet werden“, klagt Vorgang. Die Mittelkürzung nach der so genannten Rasenmähermethode betrifft besonders den Ausbildungsverkehr, der vergünstigte Monatstickets für Auszubildende und SchülerInnen umfasst und in den nächsten Jahren nur noch in eingeschränktem Maße von Berlin bezuschusst wird.

Mit der jetzt erfolgten Preisanpassung glaubt der VRR aber, die Anhebung sozialverträglich zu gestalten, indem SchülerInnen, Auszubildende und Familien nur geringfügig stärker belastet werden. Dafür steigen die Preise für Einzelfahrtickets sowie Vier-Fahrten-Tickets um rund zehn Prozent an. Damit will der VRR immer mehr Kunden zwischen Dortmund und Aachen zum Kauf von Monatsfahrkarten bewegen. Die Preise für das Semesterticket steigen gar um 17,1 Prozent, dafür sollen aber Leistungen wie eine kostenlose Fahrradmitnahme ausgeweitet werden.

Mit dem Preisanstieg soll versucht werden, eine weitere Beschneidung des öffentlichen Nahverkehrs in Zeiten leerer kommunaler Haushalte zu vermeiden. Laut VRR wäre die einzige Alternative zur Preisanhebung die Streichung ganzer Strecken oder die Verringerung der Taktzeiten gewesen. Ein Rückgang der Fahrgastzahlen auf Grund der nun beschlossenen Preiserhöhung erscheint aber wahrscheinlich und wird von den VRR-Verantwortlichen in Kauf genommen, wie in der Ausschusssitzung deutlich wurde. Neue Verträge mit der Bahn AG sollen aber dafür sorgen, dass die Qualität und Zuverlässigkeit zunimmt und der ÖPNV so doch noch zu einer Alternative zum Individualverkehr im Ruhrgebiet wird. ULLA JASPER