: Remberti-Quartier: Kompromiss in Sicht
Nach einer Simulation des Bausenators kann auf die Schleifmühlen-Umfahrung zum Teil verzichtet werden, Straßenbahn und Autos können geradeaus fahren, Centauren-Apotheke bleibt. Um die Breite der Schwachhauser Heerstraße wird noch gerungen
Bremen taz ■ Simuliert hat das Amt für Straßen und Verkehr. Monatelang. Alles, um herauszufinden, wie der „Motorisierte Individual Verkehr“ von Schwachhausen in die Innenstadt und ins Viertel – und umgekehrt – gelangen kann, ohne das nicht-motorisierte Leben zu vergessen. Jetzt hat das Autozählen ein vorläufiges Ende: „Die verkehrlichen und städtbaulichen Probleme scheinen mit dem Vorschlag des Bau- und Verkehrssenators gelöst“, sagt die SPD-Stadtplanungspolitikerin Uta Kummer.
Würde die laut Kummer von Bausenator Jens Eckhoff (CDU) vorgestellte Variante umgesetzt, könnte der Verkehr von Schwachhausen direkt über die Ernst-Glässel-Straße in die Innenstadt gelenkt werden, anstatt wie jetzt den Umweg über die Schleifmühlen-Blockumfahrung nehmen zu müssen. Auch die Straßenbahn würde wie gehabt geradeaus fahren. Der Charme dieser Verkehrsführung: Die ehrgeizigen Pläne, das Rembertiviertel samt Kreisel von einer überdimensionierten Straßenanlage zu einem bewohnbaren Viertel weiter zu entwickeln, hätten Hand und Fuß. Die parallel zur Glässel-Straße über den Rembertikreisel verlaufende Straße soll ohnehin zugunsten einer Häuserreihe aufgegeben werden. Außerdem wäre die von ArchitektInnen und AnwohnerInnen geforderte Randbbebauung anstelle des Parkplatzes am Dobbenweg als Eingang in das neue Quartier möglich.
„Gejubelt habe ich allerdings nicht“, so Kummer. Der Grund: „Die Verkehrsmenge wird sich dadurch nicht verringern“, rund 40.000 Autos rauschen über den Rembertikreisel, auf eine vierspurige Straße könne an dieser Stelle wohl nicht verzichtet werden. „Weniger könnte es werden, wenn der Autobahnring geschlossen ist.“ Vor 2010 ist das aber nicht zu erwarten.
Auch der Ausbau der Schwachhauser Heerstraße auf dem letzten Teilstück vor dem Concordia-Tunnel gehört zu dem Komplex. Eine überbreite Fahrspur je Richtung steht zur Diskussion: „Wir ringen noch um Zentimeter“, so Kummer. Bis 5,50 Meter breit könnten die Spuren werden, eine normale misst 3,25 Meter. „Je enger man das macht, desto eher wird es zum Nadelör.“ Ein weiterer Punkt, in dem der „mögliche Kompromiss“ laut Kummer nicht zufrieden stellend ist: Die Blockumfahrung wird zwar für den Großteil des Verkehrs aufgehoben, alle, die von der Bismarckstraße oder der Schwachhauser Heerstraße ins Viertel wollen, müssten aber „um den Pudding fahren“.
Für Robert Bücking, Leiter des Ortsamtes Mitte, wäre der Kompromiss dennoch „ein Riesenschritt nach vorne“. Unglücklich würden wohl vor allem die Anwohner am Dobbenweg, die mit einer Verdoppelung des Verkehrs vor ihrer Haustür rechnen müssten. Genau wie Kummer gibt er aber zu bedenken, dass eines der grundlegenden Probleme an der Stelle immer noch einer Lösung harrt: Die ab 2010 geltenden neuen Abgasregelungen der Europäischen Union könnten nicht eingehalten werden, wenn die Ränder der neuen vierspurigen Straße bebaut würden. In der Schneise könnten die Abgase sich nicht verziehen.
Einen Beschluss wird es erst nach der Sommerpause geben, die SPD habe sich noch nicht festgelegt, wie sie mit dem noch unveröffentlichten Vorschlag des Bausenators umgehen wird, so Kummer. Eins scheint aber sicher vom Tisch: Die Centauren-Apotheke müsste nicht abgerissen werden. Eiken Bruhn