: Alles zurück auf Anfang
Topographie des Terrors: Statt zu bauen, wird heute auf einem großen Symposion diskutiert, wie es weitergehen soll. Ausgangspunkt ist Stand 1993, Stiftung will Bauherr sein, Bund neuen Wettbewerb
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Ein Neubau der Topographie des Terrors soll nicht ohne die eindeutige Beteiligung der Stiftung stattfinden. Nach der Absage an den Schweizer Peter Zumthor als Architekt des NS-Dokumentationszentrums und der Übergabe des Projekts von Berlin an den Bund als „alleinigen Bauherrn“ droht darum die Stiftung mit Konsequenzen, werde sie nicht „in vollem Umfang“ bei allen zukünftigen baulichen Entscheidungen mit einbezogen. Zugleich wird darüber gestritten, ob für einen Neubau auf bereits vorhandene Wettbewerbsentwürfe zurückgegriffen werden kann oder ein erneuter Bauwettbewerb stattfinden soll. Heute veranstaltet die Stiftung ein ganztägiges Symposion über die zukünftige Gestaltung der Topographie des Terrors.
Der Bund als neuer Bauherr strebt eine Ausschreibung und einen „funktionellen und zurückhaltenden Neubau“ an, so die zuständige Staatsministerin Christina Weiss. Die Berliner CDU und Mitglieder der Stiftung fordern, dass der Zweitplatzierte des Wettbewerbs von 1993, das Berliner Büro Müller/Reimann, zum Zug kommt. Dies widerspricht allerdings dem geltenden EU-Wettbewerbsrecht, das eine Neuauslobung für derartige Großprojekte vorsieht.
Nach Angaben des Geschäftsführers der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, sollen sich der Bund und die Stiftung die Bauherrenschaft teilen. Nachama verweist darauf, dass eine Vielzahl der Probleme des gescheiterten Zumthor-Projekts darauf zurückzuführen waren, dass die Stiftung nicht mit dem Land Berlin gemeinsam am Bauherrentisch saß. Die Bauherrenfunktion müsse darum geteilt werden, so Nachama. Auch Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) unterstützt diesen Vorschlag, der Bund äußerte sich dazu noch nicht.
Sollte in der Frage der Bauherrenschaft kein Kompromiss gefunden werden, sei das Projekt gar „zum Scheitern“ verurteilt, drohte der Geschäftsführer. Nachama sagte der taz auch, er habe von Beginn an nicht hinter dem Zumthor-Projekt gestanden. Warum er dennoch 11 Jahre das Projekt mitgetragen hatte, ließ Nachama offen.
Weiss stellte gestern noch einmal klar, dass der Bund „Bauherr ist“. Dennoch sollte die Stiftung bei allen Fragen einbezogen werden. Es werde keine Entscheidung „gegen die Stiftung geben“.
Ende Mai hat das Land das 38 Millionen Euro teure Projekt gekippt. Der Bund hatte danach die Bauherrenschaft übernommen. 13 Millionen Euro wurden bereits verbaut, damit stehen für einen Neubau nur noch rund 25 Millionen Euro zur Verfügung. Wann einmal ein Neubau auf dem so genannten Gestapo-Gelände gegenüber dem Landtag eröffnet wird, ist weiter unklar. Kenner des Projekts fürchten, dass die Zumthor-Absage zu einer weiteren Verzögerung über das Jahr 2008 hinaus führen könnte.
Der Stadtplaner Dieter Hoffmann-Axthelm etwa schlug jetzt in der Zeit vor, den unbebauten Zustand zu belassen. Damit wäre man wieder in den 1980er-Jahren angekommen.
Wollte man das?