Reisebuch

Izzo’s Marseille

Es sind oft die geheimen Vorlieben, die man mit einer Stadt teilt.“ (Jean-Claude Izzo in „Izzo’s Marseille“)

Wer einen Reiseführer über Marseille sucht, hat es schwer. Quasi auf der Besucherritze der Bücher über die Cote d’Azur und die Provence wird Marseille im Vorübergehen abgehandelt, einen Stadtführer auf Deutsch gibt es schon gar nicht. Wie gut, dass Marseille einen Lokalpatrioten erster Güte vorweisen kann, der gleich ein halbes Dutzend Bücher über die Stadt geschrieben hat. Sein Name: Jean-Claude Izzo. Seine große Liebe: Marseille. In seiner mit etlichen Preisen ausgezeichneten Krimitrilogie „Total Cheops“, „Chourmo“ und „Solea“, schwanken die Leser immer wieder mit dem Protagonisten, einem Polizisten namens Fabio Montale, auf dem Fischerboot vor den Calanques, teilen seine Schwärmerei für gutes Essen und Wein und hören die Gespräche mit dem Wirt in der Stammkneipe, bevor die nächste Leiche serviert wird. Izzo versteht es, den Lesern „seine“ Stadt ans Herz zu legen.

 Als Gutmensch in einer durch und durch schlechten Gesellschaft sieht Montale auch in den scheußlichsten Augenblicken das strahlende Licht der immer scheinenden Sonne und streut es auf die Steine der Stadt. So ausgeleuchtet, zeigt sich Marseille auch von seinen schönen Seiten. Resultat: Selbst wer noch niemals einen Fuß in die älteste Stadt Frankreichs gesetzt hat, kennt sich mindestens nach dem zweiten Band der Trilogie bestens aus. Weiß von den traurigen Trabantenstädten und den dunklen Spelunken am alten Hafen und lernt die wunderschönen Küstenvororte lieben mit ihren am Berg gelegenen Fischerhäuschen.

 Spätestens nach dem dritten Buch wird es Zeit, einmal auf Izzos Spuren zu wandeln. Wer dann in Callelongue aufs Meer hinausschaut oder durchs Altstadtviertel Panier spaziert, beginnt Izzos große Liebe zu verstehen. Und zu teilen.

CHRISTINE BERGER

Jean-Claude Izzos Bücher „Total Cheops“, „Chourmo“ und „Solea“ (Krimitrilogie) sind im Unionsverlag erschienen, ebenso der Episodenband „Izzo’s Marseille“. Die Bücher kosten zwischen 9 und 13 €