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Archiv-Artikel

CD-Produktionen, gut rechts ausgesteuert

Nazi-Bands nutzen ein Tonstudio in Schwarme für ihre Aufnahmen. „Ich bin unpolitisch“, sagt dessen Inhaber

Schwarme taz ■ „Wir waren die Herren des Nordens, (...) doch haben wir den Kampf gegen das Judentum verloren. (...) Doch unsere Zeit wird kommen, die Rache steht bevor. (...) seht euch vor uns vor“, intoniert die Naziband „Endlöser“. Den Song „Unser Glauben“ von ihrer Debüt-CD aus dem Jahr 2002 haben die Rechtsrocker aber nicht im Ausland produziert. Auch in der „Heimat“ können Nazibands ihre musikalische Hetze realisieren. Neun Tage mischte die Bremer Band – „Endlöser ist unser Name. Und der Name ist Programm. Unseren Worten folgen Taten. Aller Feinde Untergang“ – ihre Produktion damals im Tonstudio „Art of Sound Records“ (AoS) in Schwarme südlich von Bremen ab.

Über eine Branchenliste war der ehemalige Düsseldorfer Rechtsrock-Produzent Thorsten Lemmer vor Jahren, bei der Suche nach geeigneten Tonstudios für seine Bands, auf AoS aufmerksam geworden. Waren dort bis dahin noch Punk- und Pop-Produktionen entstanden, wendete sich Studio-Chef Meyer nach wenigen Aufnahmen mit rechten Bands stärker dem Geschäft mit der Begleitmusik für Mord und Totschlag zu.

Auch die Dortmunder Naziband „Oidoxie“ nahm inzwischen in dem Studio mehrere Discs auf. Ihre CD „Schwarze Zukunft“ ließ die Staatsanwaltschaft 1998 beschlagnahmen. Seit 2003 ermittelt sie gegen die Band, die auch schon bei Aufmärschen des Hamburger Naziführers Christian Worch auftrat, wegen des Verdachts, Musik mit nationalsozialistischem Inhalt „hergestellt und verbreitet zu haben“.

Von der guten Zusammenarbeit mit „Johannes von AoS“ schwärmt nicht nur „Endlöser“. Auch die Naziband „Boots Brothers“ aus Delmenhorst ist begeistert: „Wir machten einen Termin, und was dann geschah, glaubt keiner, es sprengte jegliche Vorstellungskraft (...) wahnsinnig teuer, aber gerechtfertigt“.

„Ich bin völlig unpolitisch“, behauptet indes Studio-Inhaber Meyer auf Nachfrage. Er bestätigt jedoch, dass die Bands in seinem Studio ihre Aufnahmen eingespielt haben. Aber, betont er: „Da war niemand mit Hakenkreuzen.“ Allerdings sei er nicht immer im Studio und wisse daher nicht, „was die Bands alles so aufnehmen“. Von einer Unterstützung des Rechtsrock könne keine Rede sein, findet Meyer: „Ich stelle nur meine Erfahrung und Geräte zur Verfügung“.

Andreas Speit