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Archiv-Artikel

Kunst in öffentlicher Region

Hafenschauspiel am Wasser, Musik und Tanz in den Innenstädten: Die „Unterweser-Konferenz“, ein Zusammenschluss von Kommunen und Reedereien, schwimmt mit dem Theaterspektakel „Sinnflut“ zu neuen Ufern

Welch‘ hehres Ansinnen, gewalt‘ger Plan! Eine gesamte Flussregion zur Kulisse eines Theaterspektakels umzufunktionieren: Grenzt das nicht an Größenwahn?

Marcello Monaco, Bremer Italiener, Musiker, Schauspieler und künstlerischer Leiter des Projekts Sinnflut, das die Region Unterweser bespielt, verwahrt sich gegen jeden Wahnverdacht. Auch von „Umfunktionieren“ will er nichts hören. Intention sei vielmehr, Musik, Artistik, Theater und Tanz in regionale geologische Gegebenheiten einzubinden.

30 KünstlerInnen aus dem Bremer Umland, aber auch aus der Schweiz, Großbritannien und Argentinien hat Monaco um sich geschart. Nachmittags sollen sie die Innenstädte der Weser-Anrainer erobern, abends gibt’s Monacos Hafenschauspiel Die Sinnflut über ein außerirdisches Volk, das die Sinnlichkeit verlor. Freitag ist Premiere, danach schippern die KünstlerInnen auf der Roland von Bremen – ein Nachbau der historischen Hansekoggen – die Weser hinunter: nach Brake, Elsfleth, Bremerhaven und so weiter.

Die Idee für dieses Unterfangen kam von Gerd Meyer, dem Geschäftsführer des Bürgerhauses in Vegesack, einem alten Seefahrerstädtchen, in dem ab 1619 das damals europaweit größte künstliche Hafenbecken entstand. Im Verbund mit der „Unterweser-Konferenz“, einem Zusammenschluss von Kommunen, Reedereien und Schifffahrtsverbänden, will Meyer mit dem Sinnflut-Spektakel einen ersten Schritt in Richtung „Kunst in öffentlicher Region“ wagen. Mit dem Vorhandenen – Fluss, Schiff, Häfen, Innenstädte – könne man doch „so einiges anstellen“, findet Meyer.

Bei der Realisierung müssen die KünstlerInnen allerdings mit einem Low Budget auskommen: Ursprünglich waren zwar 160.000 Euro für das Projekt angesetzt, doch trotz diverser Förderungen und Sponsoren kam nur knapp die Hälfte zusammen. Die beteiligten KünstlerInnen arbeiten also für äußerst geringe Gagen. Trotzdem soll es in Zukunft weitere derartige in die Umgebung eingebundene Großaktionen geben.

DANIELA BARTH

Die „Sinnflut“-Tour (umsonst & draußen, jeweils mit Innenstadt-Bespielungen ab 15 Uhr und Hauptvorstellungen um 20.30 Uhr): 8.8. Bremen/Schlachte; 9.8. Hafen Vegesack; 13.8. Hafen Brake; 14.8. Elsflether Hafen (nachmittags am Strand Oberhammelwarden); 15.8. Bremerhaven, Schifffahrtmuseum und Weser-Strandbad; 16.8. Vegesack; 17.8. Bremerhaven. Siehe auch www.die-sinnflut.de