Bloß Träger und Askari

Tansania-Park soll Anfang September von Premierminister eröffnet werden. Bisher gibt es dort nur koloniale Denkmale. Begleitheft zum Kolonialismus: Askari im KZ

In der Senatskanzlei werden die Vorbereitungen für den Besuch des Premierministers der Vereinigten Republik Tansania, Frederick T. Sumaye, getroffen. Wichtigster Programmpunkt am 5. September: Eröffnung der „Gedenkstätte in der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne ‚Tanzania-Park‘“. Bis dato beschränkt sich die Ausstattung des Parks auf Denkmale der kolonialen Vergangenheit Deutschlands, etwa der umstrittenen Askari-Reliefs aus der Kaserne, die in dem Park eine neue Heimat gefunden haben. Für das Aufstellen des ehemaligen Expo-Pavillons Tansanias fehlt es, anders als versehentlich berichtet, an Geld und einem Konzept.

„Wir gehen davon aus, dass bis dahin alles fertig ist“, sagt Kristel Gießler, die in der Senatskanzlei mit der Vorbereitung des Staatsbesuchs befasst ist. Für einige zehntausend Euro kaufte der Senat das Grundstück und ließ die drei Meter hohen Askari-Reliefs aufstellen. Sie zeigen afrikanische Träger und Soldaten (Askari), die im Ersten Weltkrieg auf dem Gebiet Tansanias auf deutscher Seite kämpften. Außerdem steht in dem Park ein Ehrenmal für die Deutschen Kolonialtruppen, einschließlich einer Plakette für das Afrika-Korps, die 1965 angebracht wurde.

Die angekündigte pädagogische Begleitung der Exponate wird lediglich aus den in Hamburg üblichen blauen Tafeln mit kurzen Erklärungen sowie einer 40-seitigen Broschüre bestehen. Die Mitglieder des Park-Kuratoriums beleuchten darin das historische Umfeld der Anlage wissenschaftlich. Der Text soll am 25. August dem Wandsbeker Hauptausschuss vorgestellt werden, braucht aber nicht dessen Plazet. „Er ist in einigen Passagen deutlich kritischer als einigen Leuten lieb ist“, sagt der Vorsitzende des Kuratoriums, der Afrikanistik-Professor Ludwig Gerhardt.

Er enthalte zum Beispiel Texte über Gewalt als Alltag in den deutschen Kolonien, die Geschichte eines Askari, der im KZ Sachsenhausen landete, und einen Beitrag, der zeige, wie blutig der Feldzug in Ostafrika gewesen sei. „Die Kolonialgeschichte ist nichts, auf das man stolz sein könnte“, findet Gerhardt.

Entsprechend schwierig ist, den Expo-Pavillon mit einem Inhalt zu füllen. Der Pavillon selbst sei ein Beispiel für eine nachhaltige, an die Bedingungen eines Entwicklungslandes angepasste Technologie, sagt Gerhardt, kein traditionelles afrikanisches Gebäude. Mit den Aktivitäten im Pavillon – Ausstellungen, Workshops, Seminare – könnte sich eine Brücke von der Vergangenheit die beide Länder teilen, zur deutsch-tansanischen Freundschaft schlagen lassen. Bevor ein entsprechendes, vom Kuratorium einvernehmlich vertretenes Konzept auf dem Tisch liegt, will Bezirksamtsleiter Gerhard Fuchs (CDU) jedoch keine Baugenehmigung für den Pavillon erteilen. Gernot Knödler