: Neuer Querflug auf Tempelhof
Kanzler Schröder steht zum Großflughafen. Neuer Vorschlag sieht Zweiteilung vor: einchecken in Tempelhof, abheben in Schönefeld. Bisher nicht in Planung vorgesehen
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat Berlin und Brandenburg Unterstützung beim geplanten Bau des neuen Großflughafens Schönefeld zugesagt. „Schönefeld muss kommen“, sagte er am Wochenende. Dies sei nicht nur für die Erreichbarkeit Berlins wichtig, sondern auch mit Blick auf zusätzliche Arbeitsplätze. „Deshalb unterstützen wir mit allem Nachdruck diese Maßnahme.“ Der Bund, Berlin und Brandenburg planen am Standort des früheren DDR-Zentralflughafens einen Komplex mit einem Terminal, zwei Start- und Landebahnen sowie einer Anbindung an das Bahnnetz. Das Genehmigungsverfahren für den Flughafen geht derzeit in die Endphase. Der Planfeststellungsbeschluss wird für Anfang August erwartet, 2010 soll der neue Airport in Betrieb gehen.
Ideen für eine Zweiteilung des geplanten Drehkreuzes auf Berlin-Tempelhof und Schönefeld spielen dabei keine Rolle. Das teilten das Potsdamer Verkehrsministerium und die Berliner Flughafen-Gesellschaft mit. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet in seiner neuen Ausgabe von einem Konzept des Stuttgarter Stadtplaners Hans-Georg Brunnert. Danach sollen Terminal und Einkaufspassagen in den denkmalgeschützten Gebäuden in Tempelhof untergebracht werden. Reisende sollen in Tempelhof einchecken, mit einem unterirdischen Zug in 14 Minuten nach Schönefeld fahren und dort abheben. Damit könnten, so Brunnerts Entwurf, die auf 1,7 Milliarden Euro veranschlagten Projektkosten um eine halbe Milliarde gesenkt werden.
Dem Brandenburger Verkehrsministerium seien derartige Pläne nicht bekannt, sagte Sprecher Lothar Wiegand. „Wir werden in wenigen Wochen den Planfeststellungsbeschluss für den Ausbau des bestehenden Flughafens Berlin-Schönefeld auf den Tisch legen.“ Auch ein Sprecher der Flughafengesellschaft sagte, das Konzept für den neuen Hauptstadt-Airport stehe fest. Der Verkehrsexperte der Grünen, Michael Cramer, hält Brunnerts Konzept für „absurd“. Er schlug gestern stattdessen vor, am Lehrter Bahnhof einen Check-in einzuführen.
In der Debatte um die vorgesehene Schließung von Tempelhof Ende Oktober sieht der Senat unterdessen keine Erfolgsaussicht für das Übernahmeangebot der Fluggesellschaften Germania und Windrose Air (die taz berichtete). „Der Wunsch der beiden Unternehmen widerspricht dem Bescheid, den die Luftfahrtbehörde Anfang Juni in Sachen Tempelhof erteilt hat“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) der Berliner Zeitung. Die Airlines hatten angeboten, den Betrieb des defizitären Flughafens zu übernehmen, bis der neue Großflughafen voll verfügbar ist.
Nach Informationen des Tagesspiegel könnte sich der Senat in Tempelhof allerdings eine Hintertür offen halten. Zwar solle der Betrieb eingestellt werden, die rechtliche Bestimmung als Flughafen zunächst aber weiterbestehen. Damit wäre bei Engpässen eine vorübergehende Öffnung möglich. DPA, SAM