: Einig in der Sache
Finanzstreit der jüdischen Gemeinden beigelegt, doch Zentralrat verärgert Progressive mit Erfolgsmeldung
BERLIN dpa ■ Trotz einer grundsätzlichen Einigung im Streit um Staatshilfen zwischen dem Zentralrat der Juden in Deutschland und liberalen jüdischen Gemeinden dauert die innerjüdische Debatte an. Die liberale Union progressiver Juden (UPJ) widersprach am Wochenende dem Zentralratspräsidenten Paul Spiegel, der von einer Lösung des Konflikts gesprochen hatte. Das sei „ein Vorgehen nach Gutsherrenart“, sagte ein Sprecher der liberalen Juden, Rabbi Walter Homolka.
UPJ-Chef Jan Mühlstein bestätigte jedoch, dass man sich in der Sache grundsätzlich geeinigt habe. Die angestrebte Lösung sieht laut Mühlstein vor, dass die progressiven Gemeinden Mitglied im Zentralrat werden können und Körperschaftsrechte bekommen. Außerdem sollen sie an den jährlich 3 Millionen Euro Staatszuschuss für den Zentralrat teilhaben dürfen. Dies sei die Voraussetzung dafür, dass der Zentralrat auch von der Union als der alleinige Vertreter aller Juden in Deutschland anerkannt werde, sagte Mühlstein. „Diese Legitimation muss sich der Zentralrat erwerben.“
Mühlstein äußerte die Erwartung, dass die Delegierten der UPJ-Jahresversammlung am 18. Juli in Berlin dem ausgehandelten Kompromiss zustimmen werden. Spiegel sagte, im Präsidium des Zentralrats müssten zwar noch einzelne Punkte abgestimmt werden. „Ich gehe aber davon aus, dass es keinen Widerspruch gibt.“ Der UPJ gehören 15 Gemeinden mit zusammen 3.000 Mitgliedern an. Insgesamt leben in Deutschland rund 100.000 Juden.