: Neu: Cocktail Apokalyptico
30.000 Euro in den Sand gesetzt: Seit Samstag gibt es im Bolero City Beach Club Strandfeeling am Teerhof. Bleibt nach medialer Endzeitstimmung nur die Frage: Duschen Hanseaten öffentlich?
Sorry, es ist so weit: die Apokalypse. Reiter mit feuerroten Panzern ziehen ihre Armee am Firmament über dem Bolero City Beach Club zusammen und aus den Mäulern der Pferde schlägt Schwefel. Vorne bläst ein Engel die Posaune, zückt den Weser Kurier und verkündet, was dort im Namen des Chefredakteurs geschrieben steht, nämlich „dass jetzt den Bremern Sand in die Augen gestreut wird.“ Der Teerhof verloren, ein „Sandhaufen in der Steinwüste“ nurmehr, allein dazu gut, dass ihn „Katzen und Hunde begrüßen“. Dazu werde Regen kommen und werde aus dem Sandhaufen „Sand-Pampe“ machen, die sodann das Museum Weserburg als „Outdoor-Event in seine Ausstellung einbeziehen“ könne. Danach – herrscht Stille. Und heimlich machen sich die Menschen Mut, indem sie sich an den ersten Satz des Chefredakteurs erinnern: „Hitze und Trockenheit, wie sie über Bremen und umzu seit Monaten lasten, können Menschen sehr unterschiedlich gut vertragen.“
Trotzdem: Hunde? Katzen? Sand-Pampe? Roland Koch, Geschäftsführer der Betreiberfirma Gastro Consulting Company will sich zur Polemik nicht äußern. Was ihn eher interessiert ist die Frage nach der weiteren Nutzung des Geländes: Der Bolero City Beach Club soll erst mal nur bis 1. Oktober bestehen, danach ist wieder offen, was auf dem leer stehenden Drittel des Teerhofs passieren soll. Nachgedacht darüber wird seit Mitte der 1990er Jahre, der passende Investor wurde bislang nicht gefunden. Und Roland Kochs Idee, mit 248 Tonnen „Muschelsand aus der Weserkurve“, 488 Metern Bastmattenzaun und 300 Liegestühlen einen Innenstadt-Strandclub zu installieren, kam den Stadtplanern entgegen: Zuletzt war auf dem Gelände eine Bootsbauhalle, die Ende März dieses Jahres abbrannte. Als Panorama für Schlachte-Flaneure war die Ruine vor allem der Bremer Tourismus Zentrale ein Dorn im Auge.
Vielleicht ging deshalb auch alles so schnell: „Die Behörden haben uns die Genehmigung innerhalb einer Woche möglich gemacht“ erzählt Koch, „wir haben dann für die Umsetzung nochmal eine Woche gebraucht.“ Klar, die Idee sei „geklaut“, in Berlin, Düsseldorf und Köln gibt es Vergleichbares schon lange. Und klar war auch: „Mit der Marke ‚Bolero‘ müssen wir das Thema ‚Strand‘ aufgreifen.“ Neben dem Bolero in Schwachhausen gehören bundesweit fünfzehn Betriebe zu Kochs Gastronomiekette.
Rund 30.000 Euro hat Koch in den Bolero City Beach Club investiert – Instandsetzung des abgefackelten Gebäudes, Pacht und das Wegschaffen des Sandes im Oktober seien die Bedingungen für die Genehmigung der Behörden gewesen. Und manches ist auch noch im Werden seit der Eröffnung vergangenen Samstag: Ein Bootssteg quer durch‘s Gelände kam kurzfristig dazu und die Mauern zur Weser mussten abgesperrt werden, um Unfälle zu vermeiden.
Dabei wirken sie sowieso etwas übervorsichtig, die Gäste, die sich derzeit im Beach Club beobachten lassen – Übervorsichtigkeit durch Verunsicherung. Eine große Frage scheint zu sein: Wohin den Liegestuhl ausrichten, wenn da kein Meer und am Abend auch keine Sonne mehr ist? Oder auch: Wie sich gepflegt unterhalten, wenn der Liegestuhl eigentlich eher das egozentrische Lümmeln nahe legt? Ältere Gäste sieht man dann gerne auch aufrecht auf der Vorderkante des Liegestuhls sitzen. Und interessant könnte auch die Frage werden, ob die Hanseaten tatsächlich etwas mit den Duschen anfangen, die hinterm Haus zur Verfügung stehen. Klaus Irler