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Archiv-Artikel

Lebende Zombies, als Sanatoriumspatientinnen betrachtet

Mit der Performance „Fürstinnen“ erinnern die Sophiensæle an die großen Stars der Operette. Sie mussten ewig jung bleiben, als die Operette schon lange alt aussah

„Fürstinnen“, Sophiensæle, Sophienstraße 18, Premiere heute, 8. August, weitere Vorstellungen 9.+10. und 13.–17. August, jeweils 21 Uhr, Eintritt: 13/8 €

Ewige Jugend ist so eine Sache. Man kennt das ja aus diversen B-Movies, wo geläuterte Vampire sich mit Erdenmenschen zusammentun, ohne sie zu beißen, und das ist dann immer ganz furchtbar traurig. Weil die Erdenmenschen alt und faltig werden, während die Vampire immer so bleiben, wie sie sind. Echt tragisch. Nur sieht die Sache umgekehrt für diejenigen unter uns, die nicht altern können, auch nicht gerade rosig aus. Immer 22 sein, während sich die Welt um einen herum verändert und man sich innerlich immer älter fühlt, macht keinen Spaß. In Beáta Nagys Performance „Fürstinnen“ ergeht es so den großen Stars der Operette aus den Zwanzigern, die ja tatsächlich oft bis ins hohe Alter weitergespielt haben. Die Ungarin Hanna Honthy zum Beispiel sang die Csárdásfürstin“ aus der gleichnamigen Operette im Alter von 77 zum eintausendsten (!) Mal. In Nagys Performance werden die Operettendiven zu Untoten, aus der Zeit gefallen genau wie die Operette selbst. Bleibt nur noch der Gang ins Sanatorium, zur Ageing-Kur eines gewissen Doktor Kálmár.