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Archiv-Artikel

Alster-Schwimmhalle droht baden zu gehen

Senat will 1,5 Millionen Euro sparen. Schulbehörde streicht Förderung für Schwimmunterricht. Bäderland will bis zu drei Schwimmbäder schließen

Die St. Pauli-Schwimmhalle sitzt in der Klemme. Sie bedient nur einen kleinen Stadtteil und verdankt einen überproportionalen Anteil ihrer Gäste dem Schulschwimmen. Damit droht das Bad in exemplarischer Weise ins Mahlwerk der jüngsten Sparbeschlüsse des Senats zu geraten. Denn die CDU-Regierung erwartet ab 2005 zum einen von der städtischen Bäderland GmbH Einsparungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Zum anderen wird die Schulbehörde zwei Millionen Euro weniger für den Schwimmunterricht ausgeben.

Welche Bäder geschlossen werden sollen, untersucht Bäderland zusammen mit einer Unternehmensberatung. In Frage kommen auch so prominente Bäder wie die Alster-Schwimmhalle oder das Bismarckbad.

Nach Auskunft der Umweltbehörde sollen bis zu drei der 21 Hallenbäder geschlossen werden. Die Fragen, welche die Auswahl bestimmen, lauten: Wie viele Menschen erreicht ein Bad? Wie hoch ist der Zuschussbedarf? Ist die Schließung sozial zu rechtfertigen? Die zwei Millionen Euro, die die Schulbehörde sparen will, würden zwar auf den Sparbeitrag der Bäderland draufgeschlagen, sagt Umweltbehörden-Sprecher Volker Dumann. Mehr als drei Bäder würden aber keinesfalls dicht gemacht.

Eine Entlastung könnte der Plan der Schulbehörde bringen, die Eltern an der Finanzierung des Schulschwimmens zu beteiligen. „Wir erarbeiten gerade ein Konzept mit Bäderland, wie man organisieren kann, dass Schulschwimmen trotzdem stattfindet“, sagt Alexander Luckow von der Schulbehörde. Dabei sollten „günstige Angebote für Schüler, deren Eltern das Schwimmen bezahlen wollen“, entwickelt werden. Ausgenommen von der Kürzung sei das Schwimmenlernen für Grundschüler und Leistungskurse.

„Der Senat muss von allen guten Geistern verlassen sein“, kommentierte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Lutz Kretschmann. Die Beschlüsse stünden in einer Reihe mit der Streichung von Kinderkuren, den Kürzungen bei der Suchtberatung für Kinder und Jugendliche, der angedachten Wiederabschaffung der dritten Sportstunde und der Absicht, die Vereine für das Nutzen von Sportplätzen und -hallen zur Kasse zu bitten. Das stehe im Widerspruch zu der allseits gewünschten Stärkung der Gesundheitsprävention, findet Kretschmann.

Die Bäder seien gebaut worden, „unter anderem auch, um das Schulschwimmen zu ermöglichen“, sagt Bäderland-Geschäftsführer Klaus-Peter Schelm. In 13 Hallen finde vormittags Schulschwimmen statt. Beiträge der Eltern könnten das Loch nur zum Teil stopfen, weil die Schulbehörde die vollen Kosten bezahlte, während jeder normale Badegast einen subventionierten Eintrittspreis bezahlt. Der Kostendeckungsgrad der Bäderland liegt bei zirka 53 Prozent.

Während die Existenzberechtigung des St. Pauli-Bades durch den Wegfall des Schulschwimmens in Frage gestellt wird, böte sich die Alster-Schwimmhalle wegen ihrer Kosten als Schließungskandidatin an. Die Halle mit einem 50- und einem 25-Meter-Becken und enormem Volumen verursacht allein ein Defizit von 1,7 Millionen Euro. Mit Abstand an zweiter Stelle steht kostenmäßig das verschachtelte Bismarckbad am Altonaer Bahnhof. Gernot Knödler