: berlinale szene Jude Law plus 1
Presse, Party, Freibier
Ob es denn nicht, will ein Däne bei der Pressekonferenz zu Rebecca Millers „The secret lives of Pippa Lee“ wissen, ein Problem für Keanu Reeves gewesen sei, angesichts der „vielen wunderschönen Frauen“ um ihn herum seinen Text beim Dreh zu behalten? Diese Dänen wieder! Aber Keanu Reeves poltert nur ein „Den muss man sich schon merken, den Text!“ als Antwort heraus, und nimmt so dem als konservatives Kompliment getarnten, latent männerfeindlichen Vorurteil den Wind aus den Segeln. Reeves, der ohnehin nie besonders viele Gesichtsausdrücke im Angebot hatte, wirkt in seinen letzten Filmen zusehends stoischer und nach innen gekehrter, oder, um den Euphemismus in die Tonne zu treten: Ihm scheint alles scheißegal zu sein.
Dabei sei das Zuhören, erzählt die Regisseurin Miller später, essenziell für Schauspieler, und wer nicht gut zuhören könne, sei auch kein guter Mime. Aber vielleicht hört Reeves auch nur Dänen nicht gerne zu.
Auf der Gästeliste der Party zu Sally Potters Film „Rage“, in dem es ausschließlich ums Zuhören geht, steht „Jude Law plus 1“, und man wundert sich: War Jude Law doch in Berlin, aber in Drag, so wie im Film? Oder ist er nur abends zur Party gekommen, zusammen mit den anderen rotgesichtigen Briten, die immer mit den 19-Euro-Billigfliegern rübersausen und den Friedrichshainer Gastwirten auf die Nerven gehen? Diese Briten wieder! Fliegen meilenweit für ein Freibier.
JENNI ZYLKA