Abgesang auf kleinen Konzertsaal

Der 29-Millionen-Euro-Bau einer „Kleinen Philharmonie“ im Kulturzentrum am Kölner Neumarkt wird mit hoher Wahrscheinlichkeit wegen Geldmangels der Stadt abgelehnt

KÖLN taz ■ Köln muss als Kulturstadt offenbar weiter zurückstecken. Die Ratsfraktionen von CDU und Grünen wollen den Neubau eines Kammermusiksaals im geplanten Kulturzentrum am Neumarkt aller Voraussicht nach ablehnen. Entsprechende Beschlüsse sollten gestern Abend in den Fraktionssitzungen gefällt werden. Über den Neubau entscheidet der Rat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause am 20. Juli. Aus dem Bau- und Verkehrs- sowie aus dem Kulturausschuss war der Punkt „Kleine Philharmonie“ in den jüngsten Sitzungen ohne Votum an den Rat geleitet worden.

Grund für den Rückzieher: Die mit rund 29 Millionen Euro veranschlagte „Kleine Philharmonie“ könnte das Haushaltssicherungskonzept der Stadt sprengen. Die Stadtverwaltung kalkuliert in ihrer Vorlage zwar die Kosten für den mit neun Millionen Euro veranschlagten Rohbau ein. Womit der Bau des Kammermusiksaals allerdings finanziert werden soll, bleibt unklar. Vertreter beider Koalitionsfraktionen und der SPD-Fraktion gaben das „unseriöse Finanzierungsmodell“ als Grund für ihre ablehnenden Haltung an.

Der Intendant der Kölner Philharmonie, Albin Hänseroth, will bis zur definitiven Entscheidung am kommenden Dienstag nichts mehr zum Thema sagen: „Wir haben alles für eine Kleine Philharmonie getan, was wir tun konnten, und halten uns jetzt zurück“, so seine Sprecherin Christiane Linnartz zur taz.

Wird die „Kleine Philharmonie“ mit etwa 900 Sitzplätzen nicht gebaut, kommt an ihre Stelle wahrscheinlich eine Tiefgarage. Ganz glücklich ist der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Manfred Waddey, damit zwar auch nicht: „Es gibt in dieser Gegend genug Parkplätze.“ Für klassische Konzerte sieht er allerdings ausreichend Ausweichmöglichkeiten in der Innenstadt: „Jedem fällt ein Saal ein. Das müsste man nur mal zusammentragen“, sagte Waddey der taz. Der Deutschlandfunk hatte seinen Sendesaal bereits im vergangenen Herbst als Ausweichmöglichkeit angeboten.

Sebastian Sedlmayr