piwik no script img

Archiv-Artikel

Insel des Wachstums

Hafenfirma HHLA präsentiert sich als Konjunkturlokomotive für den Norden. Vorstandschef Peters wertet Lage im Binnenland als Standortvorteil und erklärt weitere Elbvertiefung zur ökologischen Großtat

von gernot knödler

Der Hafen ist für Hamburg so wichtig wie schon lange nicht mehr. Diesen Eindruck hat Klaus-Dieter Peters, Chef der Hamburger Hafen- und Lagerhaus-Aktiengesellschaft (HHLA), bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz des städtischen Unternehmens verbreitet. „Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ist Hamburg wie einst zu Beginn des Überseehandels im 16. und 17. Jahrhundert eine der zentralen Drehscheiben des Welthandels“, schwärmte Peters. Als Globalisierungsgewinnler kann die HHLA, die einen Großteil der Umschlagsanlagen im Hafen betreibt, auf zweistellige Wachstumsraten beim Umsatz und beim Containerumschlag verweisen. Aber auch die Schulden des Konzerns sind kräftig gewachsen: von 159 Millionen Euro 2001 auf 295 Millionen 2003.

Die HHLA hat von der Zunahme der Handelsvolumina mit Osteuropa und Asien profitieren können. Der größte Teil dieser Waren wird in Containern verschifft, von denen die HHLA einen wachsenden Anteil an Land ziehen konnte – zulasten des Hafens Rotterdam aber auch der Bremischen Häfen. Lediglich der Hafen Antwerpen ist seit 2000 stärker gewachsen.

Peters erklärte den Erfolg mit der günstigen Lage Hamburgs: weit im Binnenland und dennoch am seeschifftiefen Wasser, mit vielen Abnehmern vor Ort, einer geringen Entfernung zur Ostsee und guten Hinterlandverbindungen. Peters: „Gerade die Revierfahrt die Elbe hinauf, früher oft als Nachteil gesehen, erweist sich heute als Standortvorteil.“ Hierzu gehörten auch die ökonomischen wie ökologischen Vorteile eines längeren Transports per Schiff.

Während das Bruttosozialprodukt in Norddeutschland im vergangenen Jahr nur um ein halbes Prozent gewachsen ist, hat die HHLA ihren Umsatz um 25 Prozent auf 638 Millionen Euro gesteigert. Der Containerumschlag erreichte mit einem Plus von 13 Prozent auf fast vier Millionen Standardcontainer (TEU) eine neue Rekordmarke. Ein Grund mehr für Peters, die nächste Elbvertiefung zu fordern: „Es wäre ein absoluter Irrsinn, wenn wir einer der wenigen Wachstumslokomotiven in Deutschland den Dampf abdrehen würden“, warnte der HHLA-Chef.

Denn im Vertrauen darauf, dass die Globalisierung als Handelsmotor weiter brummen wird, will Peters kräftig investieren: Zu den 412 Millionen Euro aus den vergangenen drei Jahren sollen bis 2012 weitere 660 Millionen Euro kommen. Mit dem Geld sollen die Containerterminals Burchardkai, Altenwerder und Toller Ort so weit ausgebaut werden, dass die HHLA neun Millionen Standardcontainer umschlagen kann. In Rotterdam, dem größten Containerhafen Nordeuropas sind es zurzeit sieben Millionen TEU.

Die Anlauf-Verluste der neuen Terminals in Altenwerder und für den baltischen Verkehr in Lübeck seien auch die Ursache für das mit 25,7 Millionen Euro stagnierende Ergebnis vor Steuern, erläuterte Peters. Inzwischen arbeite der Terminal Altenwerder an seiner Kapazitätsgrenze, während der Terminal in Lübeck wohl an die vier Millionen Euro Verluste einfahren werde. Dieser Terminal, der von Hamburg per Bahn mit Containern versorgt wird, soll den Hamburger Hafen vom wenig ertragreichen Feederverkehr entlasten. Die kleinen Schiffe sollen die Container für das Baltikum in Lübeck aufnehmen. Die Reeder müssten sich daran aber erst noch gewöhnen, sagte Peters.

Wie er sagte, prüfen HHLA und Senat zurzeit verschiedene Möglichkeiten, das Unternehmen zu privatisieren, wobei der Senat mindestens 51 Prozent der Anteile behalten möchte. Peters: „Der Vorstand würde einen Börsengang in Betracht ziehen.“ Dieser käme aber frühestens in zwei Jahren in Betracht. Finanzvorstand Roland Lappin räumte ein, dass die Eigenkapitalquote der HHLA von 7,8 Prozent für einen Börsengang zu gering sei. Sie müsste auf mehr als 20 Prozent gebracht werden.