Klinikleitung dringend gesucht

Das Uni-Klinikum Schleswig-Holstein steckt in einer Führungskrise. Seit Wochen wird ein neuer Klinik-Chef gesucht

Zu den Profiteuren des Konjunkturpakets in Schleswig-Holstein zählt auch das marode Uni-Klinikum (UKSH). Vor allem für Forschung und Investitionen in die Bauten in Kiel und Lübeck soll Geld fließen. Die Finanzspritze trifft das finanziell arme und an Schwierigkeiten reiche UKSH in einer Führungskrise: Seit Wochen wird ein neuer Leiter gesucht, drei Kandidaten haben bereits abgelehnt.

Von „Pleiten, Pech und Pannen schreibt die Nachrichtenagentur DPA. In die Kritik geraten ist Wissenschaftsstaatssekretär Jost de Jager (CDU), der dem Aufsichtsrat und der Findungskommission vorsitzt. Es geht darum, ob sich die Politik zu großen Einfluss auf das Klinikum nimmt, auch waren Details der Bewerbungen frühzeitig bekannt geworden. Die Grünen hatten verlangt, de Jager seines Amtes zu entheben, der Landtag sprach sich dagegen aus. Zurzeit sucht eine Kommission unter de Jagers Leitung weiter nach einem Klinik-Chef. Schwierig ist die Frage, ob der Neue aus Kiel oder Lübeck oder von außen kommen soll. Derzeit spricht alles für einen Externen: Eine Person aus den eigenen Reihen könne nur eine „Notlösung“ sein, so der kommissarische Leiter, Klaus Diedrich. Sein Vorgänger, Bernd Kremer, wurde im vergangenen April suspendiert, die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Untreue: Kremer soll einen Anbieter von Nahtmaterial bevorzugt haben. Im Sommer verließ Kremer „auf eigenen Wunsch“ den UKSH-Vorstand. Schon vorher wurde dem Klinikleiter der Sanierer Carl Hermann Schleifer an die Seite gestellt, der sich um die Finanzsituation des Krankenhauses kümmern soll.

Seit Jahren ist das UKSH verschuldet. Es besteht aus den bis 2003 eigenständigen Unikliniken Kiel und Lübeck, die beide um die Vorrangstellung streiten. Gemeinsam verfügen sie über 2.400 Betten, 10.000 Beschäftigte betreuen pro Jahr 240.000 Kranke ambulant und etwa 100.000 stationär. Das UKSH ist damit der größte Einzel-Arbeitgeber in Schleswig-Holstein.

Trotz Verdiensten in der Forschung ist das Haus eine Dauerbaustelle. Der damalige Wirtschafts- und Bildungsminister Dietrich Austermann (CDU) legte 2008 ein Sanierungskonzept vor. Bis 2010 soll eine „schwarze Null“ geschrieben werden. Schuld an der Finanznot sind unter anderem die weiten Wege und die Strukturen des dezentralen Krankenhauses. EST/DPA