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Archiv-Artikel

berlinale szene Haarkunstwerke

Berlinale praktisch

Vor Wochen schon habe ich den richtigen Moment verpasst, mir die Haare schneiden zu lassen. Sie wuchern ziellos, was meine Freundin, meine Eltern, ja sogar Wildfremde zu bissigen Kommentaren animiert. Das zermürbt auf Dauer, und so kam mir die Idee, mich auf der Berlinale nach einem neuen Haarschnitt umzusehen.

Allerdings entpuppte sich das männliche Publikum als eher uninspiriert: Gammellook oder lahme Kurzhaarfrisuren, so weit das Auge reicht. Da gibt die Jury schon deutlich mehr her. Doch für den Schlingensief-Look fehlt mir das Volumen, und für Isabel Coixet die „So hässlich, dass schon wieder cool“-Brille.

Also begann ich, in den Filmen selbst nach Eingebungen zu suchen. Wie etwa würde ich mit einem putzigen Wuschelkopf à la „Cheri“ aussehen? Wie mit einem „Dorfpunks“-Iro? Oder gar mit einem Haarschnitt, wie ihn der Teenager in Brian Harris Krinskys wundervollem Kurzfilm „Dish“ trägt: ein aufwendig mithilfe eines Glätteisens hergestelltes Haarkunstwerk, eine Art Strähnchen-Vokuhila mit Seitenscheitel. Allerdings hat diese Frisur den großen Nachteil, leicht durcheinanderzugeraten, weshalb man den Jungen beim Liebesspiel immer wieder hysterisch „Don’t touch my hair!“ rufen hört.

Auf die Dauer also vielleicht doch zu anstrengend. Aber ich werde nicht aufgeben: so lange, bis ich den passenden Haarschnitt gefunden habe.

ANDREAS RESCH