: Vom Bock zum Gärtner zur Akademie
Der Bau der Akademie der Künste geht weiter – ohne Generalunternehmer, dafür unter Senatsregie. Alles dauert ein halbes Jahr länger und kostet 9 Milliarden Euro mehr. Aber auch dafür kann Senator Strieder rein gar nichts
Im Theater um den Neubau der Akademie der Künste hat der Senat zum Befreiungsschlag ausgeholt. Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) teilte gestern mit, der Vertrag mit dem Generalunternehmer sei fristlos gekündigt worden. Nunmehr werde das Land Berlin den ins Stocken geratenen Bau am Pariser Platz in Eigenregie fortsetzen. Die Bauleitung werde dazu einer Projektgesellschaft übertragen, die unter direkter Aufsicht der Bauverwaltung stehe.
Nach Strieders Angaben soll die Akademie dann im Sommer 2004 fertig werden – ein halbes Jahr später als zuletzt geplant und mit wahrscheinlichen Gesamtkosten von 47 Millionen Euro auch um 9 Millionen Euro teurer als vorgesehen. Von diesen Mehrkosten seien bereits 6,5 Millionen Euro vom Parlament bewilligt worden, so Strieder.
Der bisherige Generalunternehmer Pegel & Sohn hatte in über 100 Nachforderungen bislang vergeblich versucht, Mehrkosten in Höhe von 20 Millionen Euro geltend zu machen. Am 22. Juni hatte die Firma den Vertrag ihrerseits gekündigt und die Baustelle verlassen. Weil doppelt besser hält, hat Strieder den Vertrag noch einmal gekündigt. Genauer: kündigen lassen. Denn Bauherr ist offiziell die private Lindo Leasing-Gesellschaft, die auch die Verträge mit den Subunternehmern weiterführt. An der Lindo sei Berlin nur beteiligt und habe keinen Einfluss auf die Geschäftsführung. Man könne nur kontrollieren, so Strieder, und das nicht mal besonders gut.
Zwar räumte Strieder ein, dass das Mietkaufmodell erhebliche Probleme erzeuge, allerdings habe diese steuersparende Finanzierung sein Amtsvorvorgänger beschlossen. Die Frage nach der Verantwortung hat sich für Strieder damit erledigt.
Schuld sei die knappe Kalkulation von Pegel & Sohn. Wie in der Branche üblich, habe die Firma versucht, durch endlose Nachträge Gewinn zu machen. Gegen dieses Nachtragsmanagement helfe nur eins: „Nachtragsabwehrmanagement“, so Strieder. Die Gegenseite sei daran noch nicht recht gewöhnt. Wer am Ende besser managt, wird sich wohl vor Gericht erweisen. Genau dahin will Pegel & Sohn nämlich ziehen. Sehr aufschlussreich könnte auch der Bericht des Rechnungshofes ausfallen. Seit März prüft er die Akten, ein Bericht soll folgen.
Kultursenator Thomas Flierl (PDS), der am Freitag erstmals „in die Abgründe des Finanzierungskonzepts“ geblickt hat, sagt, er sei einfach froh, dass es nun Planungssicherheit für die Akademie gebe. Die ist auch bitter nötig. Der Bund hatte angekündigt, neben den Betriebskosten auch die Leasingraten für das Gebäude zu zahlen. Aber dafür muss wenigstens der Rohbau fertig werden – möglichst schimmelfrei.
Ganz geräuschlos wird das wohl nicht vonstatten gehen. Als „Schildbürgerstreich“ hat die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Alice Ströver, die Senatsentscheidung bereits kritisiert. Es gehe nicht an, dass der Senat jetzt auch noch selbst baue, obwohl er schon beim Controlling versagt habe. „Da wird der Bock zum Gärtner gemacht“, so Ströver. JAN ROSENKRANZ