: Betr.: Wörterbuch zum Zwei-Tage-Sommer
SOMMERABENDHAUCH, m.: ich hatte jetzt das schöne antlitz (eines mädchens) noch genauer gesehen; es war eine süsze, durchsichtige verkörperung von sommerabendhauch, mondschein, nachtigallenlaut und rosenduft. HEINE 3, 37 Elster.
SOMMERADONIS, m. wilder Adonis, feldröschen, Adonis aestivalis. NEMNICH 1, 80.
SOMMERBIER, n. bier, das im frühjahr auf besondere art gebraut wird, damit es sich den sommer über hält, lagerbier, märzbier. öcon. lex. (1744) 1583. ADELUNG: item zu den sumerpiern. item darzu mussen wir (bierbrauer) haben 8 sumer (= simmer, ein masz, s. dies) […]
ein huhn, herr wirth, und recht gebräunt! / dazu ein masz vom sommerbiere! GEIBEL nachlasz 112. […].
SOMMERDUMM, adj.: er ist sommerdumm und im winter nicht gescheit. WANDER 4, 609 (Köthen). das wort bedeutet wol eigentlich: dumm in folge sommerlicher hitze und reiht sich den mannigfachen scherzen an, die über den einflusz der sommerhitze auf die gehirnthätigkeit gemacht werden.
SOMMERDURST, m. durst als wirkung der sommerhitze: als Christian und ich uns von ihren groszen schattenmorellen eine limonade gegen den heiszen sommerdurst bereitet hatten. STORM ges. schr. 7 (1877), 144.
SOMMEREIS, n. hagel:
ihn (gott) lobet auch der regen-creisz, / der bogen bunt gefärbet; / reyff, wetter, wind, und sommer-eysz / in kisel klein zerkerbet. SPEE trutznacht. (1649) 154.
das wort ist veraltet, vielleicht aber in dem aus Coblenz bezeugten familiennamen Sommereis erhalten, den ANDRESEN volksetym. 4 163 allerdings auf sommerreis zurückführt, das ebenda in gleicher anwendung bezeugt ist, daneben dort auch Sommereisen.
SOMMERFAHRPLAN, m. der post, der eisenbahn. vgl. sommer II, 1, gegen ende.
SOMMERGLÜCK, n.: zieht der winter ein zu allen thoren, / bleibt ein sommerblümchen nur zurück, / aus dem einen wieder wird geboren / alles sommerglück. LUDWIG 1 (1891), 52.
SOMMERHEISZ, adj. sommerlich heisz. CAMPE: in sommerheiszen tagen. polit. stockf. 221;
auff ein summerheiszen tag. H. SACHS bei CAMPE.
SOMMERHERRSCHAFT, f. herrschaft während des sommers: wenn der saft der bäume aus der tiefe heraufstieg, begann der kampf, der sieg, die sommerherrschaft der menschengötter. FREYTAG 17 (1897), 90.
SOMMERHITZE, f. hitze im sommer, sommerliche hitze, summerhitz, aestivus candor, calores aestivi. MAALER 396 a, sommerhitz, aestivus calor. DENTZLER 1, 20 b, sommerhitze, caldo, caldi d’està, calores estivi. KRAMER deutsch-ital. dict. 2 (1702), 836 a, calor aestivus. […]
der schwankende (nachtschwärmer). / ei was kann man nicht erleben! / heute war doch sommerhitze / und nun hats glatteis gegeben. UHLAND (1864) 154.
SOMMERJUBEL, m.: blüthenduft und sonnenschein, nachtigallensang und sommerjubel, und dazwischen ging der ritter mit unruhig pochendem herzen. L. HESEKIEL Nürnb. tand 2, 228.
SOMMERKATZE, f. im sommer geworfene katze: sommerkatzen hat man gern; winterkatzen nicht, sind ofenhocker, bringen gern feuer in’s haus. LEOPRECHTING aus dem Lechrain 155. nach volksmäsziger anschauung laufen bei zitternder sommerluft die sommerkatzen. E. H. MEYER myth. 104.
SOMMERLIEBESBRAND, m.:
und mich freun? –– allein? / niemand zu sagen, wie schön im sommerliebesbrande / mutter natur du seyst! (zur mittsommerzeit). HERDER 29, 367 Suphan.
SOMMERLOGIK, f.: das ist sommerlogik sagen die Leipziger studenten, wenn sie etwas für unsinn erklären wollen, weil auf der dortigen universität im sommer keine logik gelesen wird. WANDER 4, 609.
SOMMERLUST, f. amoenitas aestiva. STIELER 1188, piacere, solazzo, spasso che si piglia l’està. KRAMER deutsch-ital. dict. 2 (1702), 836 a, vergnügen, das der sommer gewährt. CAMPE: Gerhardische sommer-lust oder erklärung des sommer-liedes: geh aus … von G. H. Götzen, titel eines 1726 zu Lübeck erschienenen buches. vgl. GÖDEKE gedichte v. P. Gerhardt 239;
musik soll süsz durch diese thale klingen, / hier laszt ein frohes hochzeitmahl uns feiern / und liebevoll und trunken sommerlust / begehn. TIECK 1, 416. […]
SOMMERMACHER, m.:
sagt’ er ihnen die geschichte / von Ojeeg, dem sommermacher, / wie ein loch er in den himmel / sprang, hineinklomm in den himmel, / und heraus das sommerwetter / liesz. FREILIGRATH 6 (1886), 128.
SOMMERNACHMITTAG, m. nachmittag eines sommertags: einmal gingen sie an einem schwülen sommernachmittag im garten. MILLER Siegw. (1777) 788; als ich von einem gönner an einem schönen sommernachmittage zu einer vornehmen familie mitgenommen wurde. MOSEN (1863) 7, 7. […]
SOMMERNACHMITTERNACHT, f.: so kam mir das leben … wie eine dämmernde erfrischende blumige sommer-nachmitternacht vor. J. PAUL palingen. 1, 81. vgl. nachmitternacht oben theil 7, 95.
SOMMERRAUSCH, m.:
ans fenster setzte Marke sich, / durch das die holde herbstluft strich, / die luft, darin die geister schweben, / die unserm busen balsam geben. / aus ruht natur vom sommerrausch / und von des juli falscher schwüle. IMMERMANN 13, 91 Boxberger.
SOMMERREGEN, m. pluvia aestiva. STIELER 1617, pioggia estiva ò d’està. KRAMER deutsch-ital. dict. 2 (1702), 836 a. CAMPE: wann die ost- und nord-winde zwischen denen vielfältigen sommer-regen nicht blasen, werden viele kranckheiten besorget. öcon. lex. (1744) 2732; ein warmer sommerregen sprühte und glänzte in der sonne. EICHENDORFF 3 (1864), […]
SOMMERSCHLAF, m. schlaf als folge von sommermüdigkeit (s. dies), vom mittagsschlaf kleiner kinder im sommer: kinder waren nicht zu sehen; die kleinen hielten sommerschlaf in ihren bettchen, die gröszeren waren noch in der schule. STORM ges. schr. 8 (1877), 112.
SOMMERSTUNDE, f. stunde im sommer, sommerliche stunde: o dasz doch in meinem vaterlande eine gewisse gleich liebenswürdige Emilie … es in einer warmen sommerstunde versuchen möchte, meine orangen und Amathus-äpfel auszurufen. THÜMMEL reise 10 (1805), 381 […]
Für die Auszüge aus dem von den Brüder Grimm begründeten 33-bändigen Deutschen Wörterbuch bedanken wir uns bei der Arbeitsstelle Deutsches Wörterbuch der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Insgesamt finden sich in Band 16 („Seeleben–Sprechen“) des Wörterbuches nicht weniger als 466 mit „Sommer-“ beginnende Komposita. Die Verweise beziehen sich entweder auf wichtige Werke deutschsprachiger Literaten oder auf frühere Enzyklopädisten.