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Archiv-Artikel

Das Wörterbuch zum Zwei-Tage-Sommer

Das Wochenende soll schön werden, sagen die Meteorologen. Reichlich Sonne und Hitze winken. Eine Herausforderung. Die Brüder Grimm geben in ihrem Wörterbuch, dessen Geburtstag gerade gefeiert wird, die Anleitung zum Glücklichsein

VON WALTRAUD SCHWAB

Seit Monaten sind die Sommermacher am Werk. Wollten Löcher in den Himmel hauen, um die Sonne herauszulassen, die eingekerkert hinter den Wolken hing. Vergeblich ihr Tun. Zum Entsetzen aller kam Sommerlogik nur wochenlang als Herbstwahrheit daher. Nun aber brechen die Sommermacher in Sommerjubel aus: Am Wochenende soll nichts mehr die Freude trüben. Warm soll es werden und heiter. Heute zwar wird es noch schnell einen Sommerregen geben, danach aber winken Sommerhitze, Sommerdurst und vielleicht auch ein zauberhafter Moment von Sommerliebesbrand. Ein Aufatmen geht durch Mitteleuropa: 48 Stunden Sommerglück seien gewiss. Das behaupten die Sommermacher, obwohl ihr Sommerfahrplan bisher nicht viel mehr bot als ein langes Warten. Die Herausforderungen, die es nun zu bewältigen gilt, sind groß. Denn wer möchte die Sommerstunden schon sommerdumm oder gar im Sommerschlaf begehen? Obwohl in Sommerglück noch ungeübt, will die Zeit sommerheisz und gespeist von Sommerlust verbracht sein. Anleitungen zum Glücklichsein geben die Brüder Grimm in ihrem Wörterbuch, dessen Geburtstag derzeit in Berlin gefeiert wird. Die dort aufgeführte Vielfalt gleicht einem Sommerrausch an Sprache, an verzauberten Ideen, an Möglichkeiten, wie die wunderbaren Stunden zu voller Blüte sich entfalten können. Kinder werden am Sommernachmittag bestimmt mit einem Sommereis verzaubert. Die Großen aber ruft das Sommerbier. Vielleicht schickt der Sommerabendhauch einen Sommeradonis vorbei, wer weiß. Will allerdings eine schwarze Sommerkatze bei Sommernachmitternacht den Weg kreuzen, gilt es, die Sommerherrschaft über das Sommerglück nicht zu verlieren.

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