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Kreuzberger Karneval der Suppen

Am 4. September steigt im Wrangelkiez ein Suppenfest. Die Bewohner kommen sich beim Kochen und Futtern näher

VON VERENA HEYDENREICH

Das erste Berliner Suppenfestival steht ganz im Zeichen von „Multikulti“. Bei der „Fête de la soupe“ darf jede und jeder mitkochen, die Nachbarn kennen lernen und interkulturell feiern. Nebenbei soll auch der Kreuzberger Wrangelkiez, wo das Ganze stattfindet, aufgewertet werden. Gemeinhin ist die Gegend eher als Problemkiez denn als multikulturelle Idylle bekannt.

Am 4. September ist es so weit: Die Wrangelstraße wird zum meterlangen Esstisch. Anwohner und Gäste werden Suppe mitbringen und sich gegenseitig verköstigen. „An seine Lieblingssuppe erinnert sich jeder Mensch. Egal woher er kommt oder wie unterschiedlich die Suppen sind. Suppe löst in jedem Menschen ein Wohlgefühl aus“, erklärt Projektleiterin Heidi Walter die Idee der „Fête de la soupe.“ Über Kochen, Rezepteaustausch und gemeinsames Essen soll Gesprächsstoff entstehen – und so das nachbarschaftliche Zusammenleben verbessert werden.

Die Idee dazu stammt aus der französischen Stadt Lille, wo das Suppenfest seit 2001 gefeiert wird. Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich zeigten sich gleich bei der ersten Hürde Gesundheitsamt. Anders als in Lille, war es nicht möglich, dass jeder zu Hause seine Suppe kocht und dann austeilt. Kranke Kinder, ungewaschene Hände oder Hygienemängel anderer Art könnten die Suppe ungenießbar machen. Beinahe wäre so die Idee „Suppe von allen für alle“ gescheitert.

Die Veranstalter des Festivals, das Wrangelnetz, die AWO Friedrichshain und das Quartiersmanagement, konnten zusammen mit dem Gesundheitsamt eine Lösung finden. Statt einsamer Zubereitung zu Hause wird es eine große Kochparty am Vorabend des Festivals geben. Im Hof der St.-Marien-Liebfrauenkirche wird eine Kochstation eingerichtet, und jeder kann dort sein Süppchen kochen: Mit vorheriger Einführung in Hygienevorschriften und unter gesundheitsamtlich geschulter Aufsicht. Die strengen Vorschriften haben aus Sicht der Veranstalterin Heidi Walter auch ihr Gutes: „Jetzt hat das Festival sogar noch mehr Charme. Beim Kochen kommt man doch noch besser ins Gespräch als beim Essen.“ Kredenzt wird das Gekochte dann am nächsten Tag. Kleine Proben werden für die Jury abgefüllt, die den Preis „Der goldene Kochlöffel“ vergeben wird. Suppenfreunde können mit kleinen Schalen von Stand zu Stand ziehen und umsonst das ganze Angebot kosten. „Jede Suppe ist ein Geschenk“, sagt Walter. „Egal ob aus einem kleinen Topf oder aus einem großen, es gibt umsonst Suppe, bis sie alle ist.“

Da es ja um den Wrangelkiez geht, sollen auch die dort ansässigen Betriebe von der „Fête de la soupe“ profitieren. „Es wird keine typischen Fressstände geben“, so Walter. Die Läden in der Straße sorgen für Essen und Trinken jenseits der Suppe. Um das Multikulti-Event abzuschließen, gibt es neben Esskultur natürlich noch andere Kultur. Von traditionellen Tänzen über Schaufensterdekorationen und Lesungen bis hin zum türkischen Mädchen-HipHop sind alle Sparten vertreten.

Die Veranstalter wollen, dass die Anwohner die Idee mittragen und sich aktiv beteiligen. Dennoch soll es kein reines Kiezfest werden. Sie hoffen auf zahlreiche Köche und Verkoster aus ganz Berlin. Für die Zukunft schwebt der Projektleiterin Walter Großes vor: „Das Fest soll eine Institution werden. So in etwa wie der Karneval der Kulturen.“

Infos unter www.wrangelnetz.de

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