: sonnenbaden als politisch-historischer akt
Schon wieder ein flashmob? Oder eine Performance? Oder ein Massenkollpas? Zum Glück wusste wenigstens die Polizei Bescheid. Sie zählte gestern mittag exakt 84 Personen, liegend auf der Kreuzung am Potsdamer Platz. Und da 84 weniger als 100 sind, durfte die Masse nur fünf Minuten liegen bleiben, dann konnten die Autos wieder rollen. So viel Ordnung muss sein. Bei mehr als 100 Teilnehmern hätte sie noch ein paar Minütchen mehr den Verkehr ruhen lassen. Eigentlich wollte Organisator Anatol Wieckie 899 Menschen dazu bringen, sich am 42. Jahrestag des Mauerbaus auf die Straße zu legen, um die Opfer von Mauer und deutsch-deutscher Grenze zu symbolisieren. Aber auch 10 Prozent seien ein „voller Erfolg“, meinte der 31-jährige Jurastudent nach der Aktion. Klassischer gedachten die Stadtoffiziellen des Jahrestags. So legte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gleich zwei Kränze nieder, zunächst an der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße, später an der Peter-Fechter-Stele nahe dem Checkpoint Charlie. Die Erinnerung an die Mauer mache klar, wie wertvoll Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat seien, erklärte Wowereit. „Wir müssen aufpassen, dass die DDR nicht Kult wird“, warnte der Regierende. Die Menschen hätten die Tendenz, sich in der Rückschau nur an das Positive zu erinnern. FOTO: HANS-PETER STIEBING