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Archiv-Artikel

Der Stahlkoloss Thyssen Krupp ächzt gewaltig

Der Düsseldorfer Konzern kauft sich für viel Geld aus einem Geschäft mit Iran heraus – den Amerikanern zuliebe

KÖLN taz ■ Beim Düsseldorfer Industrie- und Stahlkonzern ThyssenKrupp sieht es düster aus. „Das konjunkturelle Umfeld hat sich auch im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2002/2003 nicht aufgehellt“, stöhnte Vorstandschef Ekkehard Schulz. So schrumpfte das Vorsteuerergebnis zwischen April und Juni auf 221 Millionen Euro – von 316 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Der Umsatz ging um 8 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro zurück. Die Aussichten bleiben trübe: „Eine schnelle Verbesserung der Lage ist auf Grund rückläufiger Auftragseingänge nicht zu erwarten“, so Schulz.

Dem Mischkonzern macht vor allem die „Technologies“-Sparte zu schaffen, wo der Gewinn um 77 Millionen auf 1 Million Euro einbrach. Grund: das Transrapid-Projekt in Schanghai. Teile der Kabelstränge überhitzten, für 15 Millionen Euro mussten 900 Kilometer Kabel ausgewechselt werden.

Die Nettoschulden beliefen sich zum 30. Juni 2003 auf 4,9 Milliarden Euro – ein Anstieg von 126 Millionen Euro. Dazu beigetragen hat eine ungewöhnliche Transaktion: Mitte Mai kaufte ThyssenKrupp von der Essener Ific Holding AG für 406 Millionen Euro – das Dreifache des aktuellen Kurswertes – 16,9 Millionen eigene Aktien zurück. Der Hintergrund: Die US-Administration hatte nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 die Anteilsreduzierung gefordert.

Denn hinter der Ific Holding AG verbirgt sich die Islamische Republik Iran – und Unternehmen, an denen ein solcher „Schurkenstaat“ mit mehr als 5 Prozent beteiligt ist, droht in den USA die „schwarze Liste“. Durch den Aktienerwerb seien „aus einschlägigen US-Gesetzen drohende Restriktionen für den uneingeschränkten Marktzugang von Unternehmen des ThyssenKrupp-Konzerns in den USA vermieden und gravierende wirtschaftliche Einbußen im US-Geschäft des Konzerns abgewendet“ worden, heißt es denn auch im Zwischenbericht. ThyssenKrupp macht auf dem US-amerikanischen Markt – mit Aufzügen und als Autozulieferer – einen Umsatz von bis zu 8 Milliarden Dollar. PASCAL BEUCKER