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Archiv-Artikel

Kennen wir uns?

Berlinale Star-Album (10): die Journalisten

In „Pink Panther 2“ klaut der Meisterdieb „Le Tornado“ dem Papst im Schlaf seinen Ring vom Finger. Inspektor Clouseau (Steve Martin) rückt an, befragt den Papst und hält es dann für nötig, in eine von dessen Soutanen zu schlüpfen und auf den Balkon zu treten, wo der falsche Papst von tausenden Gläubigen bejubelt wird. Schließlich fällt Clouseau vom Balkon, blamiert sich also wieder mal mächtig.

„Haben Sie den Papst um Erlaubnis gebeten?“, wird Steve Martin auf der Pressekonferenz zu „Pink Panther 2“ gefragt – nicht etwa von einem zehnjährigen Schülerzeitungsreporter, sondern von einer ausgewachsenen Kollegin. Wenn man eins aus den Berlinale-Pressekonferenzen lernen kann, dann dies: Es geht immer noch peinlicher. Immer. Steve Martin antwortete – ganz Profi –, als wäre das eine ganz normale Frage und keine besonders dämliche. Offenbar, denkt man dann, ist das für ihn eine ganz normale Journalistenfrage, er scheint sich daran gewöhnt zu haben, dass intelligente Fragen in Pressekonferenzen so selten sind wie Regenbogen im Schneesturm.

Mustergültig parierte Martin auch die Frageeinleitung eines schmalzlockigen Kollegen „from turkish press“, wie dieser sich vor jeder seiner zahlreichen Fragen vorstellte, der schon Clive Owen mit der Bemerkung belästigt hatte, man habe sich ja vor Ewigkeiten schon mal getroffen. Ob er sich erinnere? Owen reagierte nicht, Martin schaltete blitzschnell: „1984, richtig?“

Die Schlichtheit mancher Kollegen wird nur von ihrer Eitelkeit getoppt – kein Wunder also, dass einige Gäste kaum verbergen konnten und wollten, was sie von den Fragen (und damit auch von den Fragestellern) hielten. Man sah das an ihren Gesichtern (siehe Foto) und ihren Antworten: Renée Zellweger flüchtete sich in Floskeln, die nichts mit der Frage zu tun hatten, und Fatih Akin rügte die Fragesteller offen für ihre Unwissenheit.

Der weise Steve Martin gab sich alle Mühe, derlei Feindseligkeiten gar nicht erst aufkommen zu lassen, indem er auch aus der dümmsten Frage noch einen Scherz machte. Als seine Filmpartnerin Aishwarya Rai gefragt wurde, ob sie sich als Vorbild für indische Frauen sehe, und sie darauf zu antworten zögerte, witzelte Martin dazwischen: „Also, ich mich schon.“

Auch diese Frage hatte wieder nichts mit dem gerade gezeigten Film zu tun. Für Kino interessierten sich aber sowieso nur die wenigsten Journalisten. Vielen war es wichtiger, einen O-Ton mit in die Redaktion zu bringen, in dem möglichst häufig das Wort „Berlin“ vorkommt. DAVID DENK