Herzlichen Glückwunsch, Robert De Niro

Einmal lud mich der WDR zur Präsentation eines Hörspiels ein. Es handelte sich um „Kaspar, Melchior und Balthasar“, eine auf einem Roman von Michel Tournier beruhende mehrteilige Produktion. In einem Studio des Kölner Rundfunkhauses wurde süßes Gebäck gereicht, den Raum hatte man mit ledernen Hockern und schwerem Samt morgenländisch hergerichtet, und unter den anwesenden Sprechern war Christian Brückner. Da Brückner gern und viel parlierte, hatte ich bald das Gefühl, mich im selben Raum wie Robert De Niro zu befinden. Ich musste nur die Augen schließen, und schon war es ein Leichtes, den Synchronsprecher mit dem Originalschauspieler zu verwechseln. Im Kopfkino entstanden dabei so viele Bilder, dass ich sie heute nicht mehr aufzuzählen wüsste. Genauso wenig könnte ich sagen, ob mein inneres Auge Robert De Niro vor sich sah oder Jake La Motta, Vito Corleone, Neil McCauley, Michael Vronsky und all die anderen Figuren, die er mehr war, als dass er sie spielte. Ob Travis Bickles Blick in den Spiegel auch zu diesen Bildern zählte? – Diesen Sonntag feiert Robert De Niro seinen sechzigsten Geburtstag, und dazu sei ihm herzlich gratuliert. CN