WAS MACHT EIGENTLICH ...Jens Voigt?
: Verrat auf dem Fahrrad

Gestern durfte Jens Voigt einfach so drauflosradeln. Der 32-Jährige Berliner, der bei der Tour de France für das Team CSC strampelt, musste beim Einzelzeitfahrern rauf nach L’Alpe-d’Huez auf niemanden Rücksicht nehmen. Nicht auf seinen Mannschaftskapitän Ivan Basso (Italien) und auch nicht auf die deutsche Nation. Welch eine Erholung! „Ich komme mir fast wie ein Vaterlandsverräter vor“, hatte Voigt am Vortag nach der 14. Etappe gestöhnt. Was war geschehen?

Jan Ullrich, der deutsche Radler im deutschen T-Mobile-Team, war endlich mal dem Dauergewinner Lance Armstrong (USA) ein wenig davongeradelt. Direkt neben Armstrong aber fuhr auch noch Basso. Und dem Ivan musste der Jens helfen. Loyalität zu seinem Arbeitgeber sollte in harten Zeiten jeder zeigen, vor allem wenn man wie Jens Voigt zum ersten Mal die Tour mitfährt, quasi noch auf Probe. Folglich führte Voigt Basso und damit auch Armstrong wieder an Ullrich heran. Im Ziel lagen die beiden sogar knapp vor Ullrich – dem Deutschen.

Von Voigts Teamgeist waren die deutschen Radsportfans völlig enttäuscht. Auf seinem Gästebuch im Internet ließen sie ihrem Hass freien Lauf. Sie haben offenbar noch nicht verstanden, dass bei der Tour – anders als bei der Fußball-EM – keine Nationalmannschaften antreten, sondern werbeprofitinteressierte Unternehmen. Und die so genannten Patrioten können sowieso nicht ernst genommen werdem. Denn ihr Jan Ullrich wohnt in der Schweiz. Freiwillig und steuergünstig. Wer ist hier nun der Vaterlandsverräter? CN, GA FOTO: AP