Kandidat Molau spaltet die Partei

Niedersachsens NPD kürt Andreas Molau zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl. Das stärkt den früheren Waldorflehrer in seinem Streben nach dem Bundesvorsitz. Hamburgs NPD-Landeschef Jürgen Rieger freut beides nicht

Eine Wahl mit Symbolik. Im Hotel „Zum Deutschen Haus“ in Seelzen hat die niedersächsische NPD am Sonntag ihren Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl bestimmt. Nun führt der stellvertretende Landesvorsitzende Andreas Molau die Liste an. Für seine Ambitionen in Sachen Bundesvorsitz dürfte ihn dieser Zuspruch erfreuen – im Norden allerdings wird die Wahl nicht bei allen NPD-Verbänden für Begeisterung sorgen.

Hinter verschlossenen Türen gelang es Molau, das gesamte Spektrum der NPD-Mitgliederschaft – von moderaten bis radikaleren Kräften – auf eine Liste einzuschwören. Eine tragende Rolle Molaus in der Partei bekämpft jedoch der Hamburger Landeschef Jürgen Rieger: Ihn stört, dass Molau den NPD-Bundeschef Udo Voigt ablösen will. Für den Fall einer Wahl Molaus, drohte Rieger bereits, „kann man sich überlegen, ob man was Eigenes macht“.

Auf einschlägigen Internetseiten der „nationalen Bewegung“ findet sich ein Videoclip, in dem Rieger – auch NPD-Bundesvize – über Molau wettert. Die Parteibasis, so Rieger, würde keinen zum Bundesvorsitzenden wählen, „der im Dritten Reich nicht mal hätte Blockwart werden können“. Entscheidend sei „nicht mal, dass Molau Achteljude“ sei, so Rieger weiter, sondern, dass Molau damit hausieren gehe, „dass seine Familie im Dritten Reich rassisch verfolgt gewesen wäre. Wo wir in der Bundesrepublik laufend dieses Thema Schuld, Schuld, Schuld, das böse Dritte Reich, die armen Juden und so weiter“ hätten.

Die inhaltliche Kritik läuft allerdings leer: Molau selbst hält so recht gar nichts von der bundesdeutschen Erinnerungspolitik und kultur. Der ehemalige Geschichts- und Deutschlehrer an der Waldorfschule in Braunschweig erklärt immer wieder: „Wir sind nicht verpflichtet, die Geschichtslügen der Sieger zu glauben.“ Schon 2005, bei seiner Wahl zum Vorsitzenden der „Gesellschaft für freie Publizistik“ sagte er: „Wir müssen nicht die gleiche Schuldliteratur lesen.“

Aktuell, Februar 2009, findet sich auf Youtube ein Video, in dem Molau erst vor der „Verschwulung“ der Gesellschaft warnt, um sich dann vor den umstrittenen katholischen Bischof Richard Williamson zu stellen. Molau gefällt, dass der Holocaustleugner sich „partout nicht“ an die „Grundpfeiler unserer Bundesrepublik“ halten wolle: Williamson hatte verlauten lassen, „nicht an die Existenz der Gaskammern im Dritten Reich“ zu glauben. Rhetorisch fragt nun Molau, „muss man daran glauben?“, um zu antworten: „Ein Blick ins Strafgesetzbuch zeigt schnell: Man muss.“ Und klagt: „Allen voran der Zentralrat der Juden, der sich als erste moralische Instanz hält, forderte Maßnahmen. Die Frau Bundeskanzlerin machte Männchen.“

Die NPD im Saarland hat sich bereits hinter Molaus Kandidatur für die Parteispitze gestellt. ANDREAS SPEIT