leidige absperrungen : God shave the Betonquader!
Über die ästhetischen Vorlieben von Elisabeth II. ist, wenn es um einen allseits beliebten Baustoff geht, wenig überliefert. Gut, die Neigung zur Betonköpfigkeit gehört zum Job der Queen, doch ob der für November angesetzte Besuch von Her Majesty etwas mit dem Abbau der 3,5-Tonner vor der britischen Botschaft zu tun hat, ist Spekulation. Sicher ist: Auch das königliche Auge wird freuen, dass die schicke Landesvertretung nicht mehr mit Würfelmonstren zugestellt ist. Aber nicht aus diesem Grund ist die Öffnung der Wilhelmstraße erfreulich und wichtig.
KOMMENTAR VON ULRICH SCHULTE
Im Kern geht es bei den hässlichen Quadern nämlich nicht um Ästhetik, sondern um die Zugänglichkeit öffentlichen Raumes. Und hier muss als oberstes Gebot gelten: Die Straßen einer Stadt sind für die Menschen der Stadt da. Auch in der sensiblen Gegend um das Brandenburger Tor, wo andere Staaten berechtigte Sicherheitsinteressen anmelden. Es steht Demokratien schlecht zu Gesicht, die BürgerInnen von denen, die sie vertreten sollen, wegzusperren.
Dieser Grundsatz wird im Regierungsviertel mit Tradition verletzt: Die Straßen um die US-amerikanische Botschaft nördlich von Unter den Linden sind seit Jahren hermetisch abgeschottet. Das macht die britische Lösung, die Klötze durch versenkbare Poller zu ersetzen und die Wilhelmstraße nur für Radfahrer und Fußgänger zu öffnen, einmal mehr sympathischer. Zumal sie einen netten Nebeneffekt hat: Mitten im Zentrum wird plötzlich auf wenigen Metern die Vision des autofreien Wohnens Wirklichkeit.
Bleibt die Frage: Was tun mit den Würfeln, die bereits die Synagoge in der Oranienburger Straße zierten? Unser Vorschlag orientiert sich an einer – leicht abgewandelten – britischen Redensart. Rasiert die Teile weg!