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Archiv-Artikel

Talente verschwendet

Bundesfamilienministerin Schmidt (SPD) kritisiert Hamburger Kita-Politik. SPD verleiht Karpinski-Preis

Kritik an der Hamburger Kita-Politik kam gestern von prominenter Stelle. Es „befremde“ sie, dass in Hamburger versucht wird, den Wunsch von Eltern nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Bildungschancen von Kindern aus benachteiligten Familien „gegeneinander auszuspielen“, sagte Familienministerin Renate Schmidt (SPD) im Rathaus. Beides müsse man „miteinander“ tun. Denn ohne ausreichende Frühförderung verschwende man Talente. Und ohne ausreichende und gute Kita-Plätze träfen potenzielle Eltern zu häufig die Entscheidung gegen Kinder. Die Tatsache, dass Deutschland in Europa die niedrigste Geburtenrate habe, habe nichts mit fehlendem Kinderwunsch, sondern mit fehlender Betreuung zu tun. Anlass der Rede war die erste Verleihung des von der SPD-Fraktion gestifteten „Paula-Karpinski-Preises“ für beispielhafte Jugendprojekte. Paula Karpinski, heute 105 (!) Jahre alt, war in der 50ern und 60ern Hamburgs erste Jugendsenatorin, die dafür sorgte, dass in sozial benachteiligten gebieten jene Kitas entstanden, die Schwarz-Schill heute abbaut.

Mit dem Preis belohnt wurden unter dem Motto „Schlauspielen“ Projekte, die beispielhaft die Bildung in Krippe und Kindergarten fördern. Den ersten Platz (2.500 Euro) bekam die Lohbrügger Kita „KAP-Strolche“ für ihr Forschungsprojekt „Wo kommen denn die Eier her?“. Die Kinder brüteten mit einer Wärmemaschine zwei Dutzend Hühnereier aus, versorgten die Küken eine Zeit und brachten sie dann auf einen Bauernhof. Das Projekt habe mit seiner „klaren Fragestellung, der einfachen Versuchsanordnung, der wohl durchdachten Planung und dem überzeugenden Ergebnis beeindruckt“, scherzte die frühere Schulsenatorin Rosi Raab, die neben anderen in der Jury saß.

Insgesamt hatten 26 Kitas, die „alle eine Preis verdient hätten“ (Schmidt), für den Wettbewerb Dokumentationen eingesandt. Die stammen aus glücklicheren Tagen vor der umstrittenen Kita-Reform. So muss zum Beispiel die Bramfelder Kita Kinderland, die für ihr Farbprojekt den zweiten Preis bekam, gerade drei Erzieherinnen die Stunden kürzen und eine befristet eingestellte Kollegin entlassen. KAIJA KUTTER