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Archiv-Artikel

Tausende Tote durch Hitze

Frankreich korrigiert die Zahl der Hitzetoten nach oben. Chef der Gesundheitsbehörde DGS legt sein Amt nieder

PARIS ap ■ Die französische Regierung hat ihre Bilanz der Hitzetoten erhöht und befürchtet nun bis zu 5.000 Opfer. Gesundheitsminister Jean-François Mattei sagte, die genaue Zahl stehe noch nicht fest. Er räumte Fehleinschätzungen ein, die auf mangelnde Informationen untergeordneter Dienststellen zurückzuführen seien. Kurz darauf reichte der Generaldirektor der Gesundheitsbehörde DGS, Lucien Abenhaim, seinen Rücktritt ein.

Bislang hat die Regierung die Zahl der Hitzetoten auf 1.600 bis 3.000 geschätzt. Der Präsident des Verbands der Krankenhausnotärzte, Patrick Pelloux, sprach bereits letzte Woche von 5.000 Menschen, die in Frankreich direkt oder indirekt an den Folgen der Gluthitze Anfang August gestorben sein dürften. Mattei sagte nun, diese Zahl seine eine „plausible Hypothese“. Zugleich wehrte er sich gegen die wachsende Kritik von Opposition und Medizinerverbänden am Krisenmanagement. Die Regierung habe genau so gehandelt, wie es auf Grundlage der ihr zur Verfügung stehenden Daten angemessen gewesen sei.

Mattei sagte, die DGS habe ihm noch am 11. August versichert, die Situation sei unter Kontrolle. Erst zwei Tage später und nach dringenden Appellen von Notfallmedizinern setzte die Regierung einen Notfallplan für die Krankenhäuser im Großraum Paris in Kraft.

Auch der Direktor des Nationalen Instituts für die Gesundheitsüberwachung (INVS), Gilles Brücker, räumte eine Mitverantwortung ein. Die Auswirkungen klimatischer Phänomene seien von seiner Behörde nicht ausreichend beachtet worden. Die Grünen und der sozialistische Abgeordnete Arnaud Montebourg haben Matteis Rücktritt gefordert. Die Sozialistische Partei will einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss einsetzen.

Mattei sagte, die Notfalldienste hätten hervorragende Arbeit geleistet. Fast drei Viertel der Opfer – meist alte und geschwächte Menschen – aber seien zu Hause gestorben. Premierminister Jean-Pierre Raffarin hatte am Wochenende mehr Solidarität mit den Senioren angemahnt, die von der Gesellschaft in Stich gelassen würden.