: OB Schramma träumt weiter
KÖLN taz ■ Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) will seine Idee eines neuen Kammermusiksaals für Köln „nicht begraben“, auch wenn die eigene Ratsmehrheit dieses Vorhaben aus der Kulturhauptstadtbewerbung gerade erst abgelehnt hat. Da hörte es sich wie das Pfeifen im Walde an, als er am Freitag verkündete: „Was wir in unserer Bewerbungsschrift geplant haben, werden wir eins nach dem anderen und nach Kassenlage umsetzen.“ Der OB hatte ins Rathaus geladen, um sich bei den 48 Menschen zu bedanken, die in Koordinierungsbeirat und Lenkungsausschuss bei der letztlich gescheiterten Bewerbung um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2010“ mitgearbeitet hatten. Es war allerdings nicht einmal jeder zweite erschienen.
Selbstkritische Töne waren nicht angesagt, obwohl die fünfköpfige NRW-Jury seinerzeit geschlossen gegen Köln gestimmt hatte. „Wir haben hart, aber fair gestritten. Das war stimulierend“, resümierte Schramma. „Köln bleibt auch ohne Titel Kulturstadt.“ Das soll spätestens im Jahr 2010 bewiesen werden, wenn im Rheinland die „Regionale“ stattfindet, eine „Leistungsschau“ der Städte und Gemeinden zwischen und um den Bereich Köln-Bonn-Aachen. Spätestens dann soll verwirklicht werden, was sich Köln für die Kulturhauptstadt vergebens vorgenommen hatte.
„Unverzüglich zugemacht“ werden soll das Kulturloch am Neumarkt, ohne Kammermusiksaal. „Die Ausschreibungen laufen“, sagte Schramma. Eine Kulturkonferenz soll sich Gedanken machen um die Ausgestaltung des Kulturdezernats und die Wahl eines neuen Kulturdezernenten. Der OB hofft, dass dabei möglichst viele derer mithelfen und beraten, die dies auch schon bei der Kulturhauptstadt-Bewerbung taten.
Mit Kölns DGB-Chef Wolfgang Uellenberg-van Dawen wird er rechnen können. Für den war der Bewerbungsprozess ein wichtiges Ereignis. „Erstmals hat der DGB die Probleme der städtischen Kulturpolitik erkannt“, gestand er der taz. „Jetzt bleiben wir am Ball.“ Auf der Tagesordnung stünden „vernünftige Perspektiven“ für die Zukunft der städtischen Bühnen, der Museen und der Bibliothek, die gemeinsam mit den Personalräten erarbeitet werden müssten. Diese dürften nicht „Spielball privater Interessen“ wie des Stifterrates des Wallraff-Richartz-Museums werden. Darin sitzen unter anderem der Verleger Alfred Neven DuMont und der Bankier Alfred Oppenheim.
Weiter, so Uellenberg, müsse die interkulturelle Kulturarbeit ausgebaut werden. Uellenberg hofft, dass die Kölner Kulturszene weiter an einem Strang zieht und es nicht zu einer „Kannibalisierung“ kommt, bei der sich etwa die freie Szene auf Kosten der städtischen Einrichtungen profiliert. Jürgen Schön