: Schöne neue Kinderwelt?
betr.: „Ein Traum aus Blei und Cadmium“ (Unsere Kindheit in den 70ern war schöner? Quatsch! Es grenzt an ein Wunder, dass wir sie überlebt haben) von Bernhard Pötter, taz vom 20. 7. 04
Auch wenn ich keineswegs der Meinung bin, dass früher alles besser war, tun mir meine Kinder heute oft Leid, wenn ich an ihre Spielmöglichkeiten denke und sie mit meinen eigenen vor Jahrzehnten vergleiche. Und so muss ich Ihnen einfach über die Gefährlichkeit der Kindheiten früher widersprechen, und zwar da, wo sie über die Unfälle sprechen. Die Zahl der Kinderunfälle im Verkehr hat seit 1960 nur in absoluten Zahlen abgenommen. Zum einen liegt das ganz einfach daran, dass die Zahl der Kinder sehr abgenommen hat. Wenn man dann noch die Zeit zugrunde legt, die ein Kind effektiv im Verkehr verbringt, z. B. beim Spielen auf dem Bürgersteig, hat sich die Zahl der Unfälle im Vergleich zu 1960 vervierfacht! Die Kinder verbringen heute ihre Zeit in geschlossenen Räumen wie Kindergarten, Schule oder zu Hause vor dem Fernseher, bzw. dem Computer. Natürlich können sie vor dem Bildschirm kaum einen Unfall erleiden, aber ist deshalb das Leben in virtuellen Welten schöner als eigenes Erleben!?
Wenn die Kinder heute dann allerdings tatsächlich mal einen Verkehrsunfall haben, ist er im Durchschnitt schwerer als früher, weil die Kinder sich z. B. beim Fallen mangels Übung wesentlich ungeschickter anstellen als früher.
Dass die Aufwachsbedingungen der heutigen Kinder also irgendwie toller (im Sinne von sicherer) sind als früher, kann ich so ohne weiteres nicht nachvollziehen. BIRGIT PELTZER, Horrem
Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor.Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.