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Archiv-Artikel

Hilfe aus Libyen

Die Gaddafi-Stiftung vermittelte wiederholt bei Entführungen, um das Terror-Image loszuwerden

BERLIN/HAMBURG afp/dpa ■ Mit heiklen Missionen hat die Internationale Gaddafi-Stiftung Erfahrung. Schon vor drei Jahren bereitete sie mit Millionensummen den Weg zur Freilassung der auf der philippinischen Insel Jolo festgehaltenen Geiseln, unter ihnen drei Deutsche. Jetzt war die Stiftung erneut an der Freilassung deutscher Urlauber beteiligt. Jürgen Chrobog, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, bedankte sich am Montagabend ausdrücklich auch für die libysche Hilfe. Wie Stiftungsleiter Seif al-Islam, Sohn des libyschen Staatschefs Muammar Gaddafi, gegenüber dem Berliner Tagesspiegel sagte, habe er diesmal aber kein Lösegeld gezahlt.

Das war im Juli 2000 anders, als es um die Freilassung der Göttinger Familie Wallert und anderer Geiseln aus der Gefangenschaft der Abu-Sayyaf-Rebellen auf der philippinischen Insel Jolo ging. Die Gaddafi-Stiftung hatte seinerzeit die als Entwicklungshilfe bezeichneten 25 Millionen Dollar Lösegeld bezahlt. Die Bundesregierung würdigte die libysche Vermittlung später als entscheidenden Faktor bei der Beendigung des Dramas. Im November 2001 griff die Gaddafi-Stiftung bei der Befreiung von Mitarbeitern der christlichen Hilfsorganisation „Shelter Now“ aus der Gewalt der afghanischen Taliban ein. Auch unter den „Shelter Now“-Mitarbeitern waren Deutsche.

Offiziell arbeitet die Gaddafi-Stiftung unabhängig von der Regierung in Tripolis. Ihre Einkünfte bezieht die Organisation, die auch in Berlin ein Büro hat, nach eigenen Angaben aus Spenden, Einschreibgebühren von angehörigen Verbänden und aus den Einnahmen einer Investitionsgesellschaft. Ihre Ziele gibt die Stiftung mit Wohltätigkeit und Förderung der Menschenrechte an.

Die Bemühungen um die Befreiung von Geiseln fügen sich in eine Reihe anderer Aktivitäten ein, mit denen Gaddafi versucht, sein Image als Unterstützer von Terroristen loszuwerden. So schwor er 1999 in einem Schreiben an UN-Generalsekretär Kofi Annan dem Terrorismus ab und unterstützte die Ermittlungen zu Anschlägen auf zwei Flugzeuge. Für die Opfer sagte Gaddafi inzwischen Entschädigungen zu.