Einmalig: Flugplatz nur zu Fuß erreichbar

Neuerdings können Geschäftsleute Fürstenfeldbruck bei München anfliegen. Allerdings hat der Flugplatz keine Zufahrt

FÜRSTENFELDBRUCK taz ■ Will man dem bayerischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Otto Wiesheu (CSU) glauben, dann hat die Wirtschaftsregion München jahrelang unter einem hässlichen Makel gelitten: Auf dem Franz-Josef-Strauß-Flughafen sind nämlich Geschäftsflieger nicht willkommen. Denn ihre kleinen Flugzeuge machen viel Arbeit und bringen zu wenig Geld. Dieser Mangel müsse behoben werden, sagte sich der Minister und machte sich auf eine acht Jahre dauernde Suche. Ergebnis: ein neuer Zivilflugplatz in Fürstenfeldbruck, 27 Kilometer westlich von München.

Die Eröffnung geschah heimlich; selbst die Lokalpresse hat nur durch Zufall davon erfahren. Dabei ist der Flugplatz bundesweit etwas ganz Einmaliges: Er ist nur zu Fuß erreichbar. Es gibt zwar eine Zufahrtsstraße – aber sie ist für den Verkehr gesperrt, dafür sorgt ein einfaches Verbotsschild. Konsequenz: Passagiere und Piloten müssen eine halbe Stunde laufen. Manchmal kommen ihnen Bauern und Fahrradfahrer entgegen.

Dafür hat die angrenzenden Gemeinde Maisach gesorgt, der die Zufahrtsstraße gehört. Denn die lokale Politprominenz von CSU, SPD, FDP und Grünen ist sich einig: Man will keine Zivilflieger.

Trotzdem hat sich nun eine private Flugplatz-Betreibergesellschaft auf dem stillgelegten Fliegerhorst eingenistet, der der Bundeswehr gehört. Einziger Mitarbeiter ist der Flugleiter Siegfried Reinhart. Er bringt, wenn er gerade Zeit hat, die Gäste von ihren Flugzeugen mit einem alten BMW einen Kilometer weit zum Tor des Geländes. Immer dabei: sein Handfunkgerät. Denn das Auto spielt dann Tower. Vom Tor aus heißt es jedoch marschieren, nach einem weiteren Kilometer erreicht man die S-Bahn-Station Maisach. Eine halbe Stunde Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln – und schon ist der Geschäftsmann im Herzen Münchens gelandet.

„Ich glaube, das Thema ist tot“, meint der Fürstenfeldbrucker Landrat Thomas Karmasin (CSU), „ich habe gehört, dass ein paar Flugzeuge gelandet sind, aber gehört habe ich nichts und gesehen auch nichts.“ Er unterstützt nach Kräften Maisach, das sich gegen Ministerium und Freistaat bisher wacker geschlagen hat.

In zwölf Verfahren vor bayerischen Gerichten hat die Gemeinde gesiegt. Im Februar 2004 kam es dann anders: „Aber das Urteil ist in sich widersinnig: Die Fluggenehmigung sei rechtswidrig, weil die keine Zufahrt haben, aber sie dürfen trotzdem fliegen, das haben die Richter gesagt“, erklärt Maisachs Bürgermeister Gerhard Landgraf (SPD). Nun werde er mit einem Eilantrag versuchen, den Flugbetrieb zu stoppen.

Die Landtagsabgeordnete Kathrin Sonnenholzner (SPD) hält den Flugplatz in seiner jetzigen Form für lächerlich, doch das Lachen bleibt ihr im Hals stecken: Noch landen zwar nur wenige Flugzeuge in Fürstenfeldbruck – aber das, glaubt sie, sei nur der Einstieg für einen großen Frachtflughafen.

ANSELM ROTH