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Archiv-Artikel

Regierung setzt auf Windkraft

Umfragen bestätigen die hohe Akzeptanz alternativer Energien. Der grüne Bauminister Michael Vesper glaubt deshalb an klimafreundliche Großwindanlagen. Sein Dienstwagen läuft trotzdem

AUS DÜSSELDORF ANDREAS WYPUTTA

Nordrhein-Westfalens stellvertretender Ministerpräsident denkt in großen Zusammenhängen. Während vor der Staatskanzlei der Dienstwagen warm läuft, sorgt sich Michael Vesper im elften Stock öffentlichkeitswirksam um die Klimakatastrophe, die überfällige Ausstoß-Reduzierung des Klimakillers Kohlendioxid (CO2) und damit Deutschlands Verpflichtungen aus dem Kyoto-Protokoll. Bei einem Pressefrühstück widmete sich der grüne Bauminister gestern ganz den regenerativen Energien im Allgemeinen und der Windenergie im Besonderen. Vespers Fazit: Das grüne Herzensthema ist tief in der Bevölkerung verankert, die Akzeptanz der Windkraftanlagen wächst.

Rund zwei Drittel der Bürger wünschen sich eine intensivere Nutzung der Windenergie, nur acht Prozent setzen auf die Kernkraft, sagt Vesper. Das habe eine im März veröffentlichte Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa ergeben. Selbst das Institut für Demoskopie Allensbach sei zu ähnlichen Ergebnissen gekommen: Die Konservativen ermittelten eine Zustimmung zur Kernenergie von gerade noch 19 Prozent. „Der Ausbau der Windenergie in Nordrhein-Westfalen findet auf rechtlich gesicherter Grundlage und mit insgesamt hoher gesellschaftlicher Akzeptanz statt“, sagt Vesper. Schließlich hätten bereits rund 75 Prozent der Kommunen so genannte Konzentrationszonen eingerichtet – nur dort dürfen dann noch Windkraftanlagen errichtet werden, um Akzeptanzproblemen der Anwohner durch einen „Wildwuchs“ zu begegnen.

Bis zu 75 Prozent der Flächen seien bereits ausgelastet, betont der Minister. Sein Haus setzt deshalb verstärkt auf das so genannte „Repowering“: Über 60 Prozent der 558 Konzentrationsflächen haben keine Höhenbeschränkung und bieten damit Platz für moderne Großanlagen, die rund sechsmal mehr Strom erzeugen als noch vor zehn Jahren. „Viele Kommunen wissen noch gar nicht, welche Zeitbombe auf ihrem Gebiet tickt“, kritisierte der FDP-Wirtschaftsexperte Gerhard Papke reflexhaft. Die Windenergie sei „ökonomisch unsinnig und ökologisch nutzlos“, fresse Subventionen und stelle den Tourismus durch die „Verspargelung“ der Landschaft in Frage, so Papke. Und für CDU-Landtagsfraktionsgeschäftsführer Helmut Stahl verschandelt die Windenergie „unser Land mehr als die 40-jährige Industrielandschaft“.

Vesper dagegen glaubt an die Windkraft: Die habe allein in NRW über 10.000 Arbeitsplätze geschaffen, benötige keine Subventionen, koste den Verbraucher nur einen Euro im Monat und könne den Kohlendioxid-Ausstoß um Millionen Tonnen verringern. Seinen Mitarbeitern ist das völlig egal: Während der grüne Realo redet, läuft der Motor seines Audi A8 (bis zu 14,7 Liter Verbrauch, bis zu 353 Gramm CO2 pro Kilometer) weiter. Der Fahrer grinst.