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Archiv-Artikel

Umweltbundesamt warnt vor Genpflanzen

Bundesamt-Chef Andreas Troge fordert von Landwirtschaftsministerin Renate Künast strenge Regeln für Anbau

Von HG

BERLIN taz ■ Voraussichtlich schon nächstes Jahr werden auf deutschen Äckern Genmais, Genraps oder Genweizen kommerziell angebaut. Das sei ein „Großexperiment“ mit unbekannten Folgen, warnt der Chef des Umweltbundesamts Professor Andreas Troge im Interview mit der taz. Bisher sei nur klar, dass sich Genpflanzen vermehrten, aber nicht, „wie sie sich langfristig auf den Naturhaushalt, auf Boden, Wasser, Luft und den Menschen auswirken“. Mehr Allergien könnten die Folge sein. Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) fordert er auf, strenge Regeln für den Anbau festzulegen, damit sich die Genpollen nicht ungewollt ausbreiten.

Die grüne Gentechnik ist in Deutschland heftig umstritten. Rund 70 Prozent der Verbraucher und der Bauern lehnen sie laut Umfragen ab. Faktisch besteht seit 1998 in der Europäischen Union ein Moratorium für die Zulassung und Vermarktung von Genpflanzen. Doch dieses – so haben es die EU-Agrarminister vereinbart – soll Ende des Jahres auslaufen.

Vor allem Ökobauern drohen dann Einkommensverluste, weil sie ihre Produkte künftig nicht mehr als garantiert gentechfrei verkaufen könnten. Troge: „Sobald die ersten Genpollen fliegen, werden die ersten Streitfälle kommen.“ Deshalb müsse von Renate Künast eindeutig geklärt werden, wer im Schadensfall hafte. Für solche Fälle, in denen der Verursacher nicht eindeutig identifiziert werden könne, solle die Industrie einen Haftungsfonds einrichten. Auch der Staat müsse für Schutzmaßnahmen gegen die ungewollte Gen-Fracht Gelder zur Verfügung stellen. HG

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