: Deutsche im Weltall
Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts stellte der deutsche Astronom Johannes Kepler mathematische Gesetze auf, die die Bewegung der Planeten um die Sonne beschreiben. Mit Hilfe der „Kepler’schen Gesetze“ werden heute noch die Flugbahnen von Satelliten und anderen Himmelskörpern berechnet.
Der Raketenforscher Hermann Oberth legte mit seinen Arbeiten „Die Rakete zu den Planetenräumen“ (1923) und „Die Wege zur Raumschifffahrt“ (1929) die wissenschaftliche Grundlage für die Entwicklung von Raketen und für die bemannte Raumfahrt. Obwohl sein ursprünglich als Dissertation geplantes Frühwerk von der Uni Göttingen als zu fantastisch abgelehnt wurde, beschrieb er darin schon fast jedes Raumfahrtkonzept, das bis heute verwirklicht wurde: von der ersten Rakete bis zur internationalen bemannten Raumstation. Oberth war wissenschaftlicher Berater von Fritz Lang, der mit „Frau im Mond“ 1929 den ersten Raumfahrtfilm der Welt drehte.
Oberths Schüler Wernher von Braun wurde nach Hitlers Machtübernahme 1933 Mitglied der SS. Bereits im Alter von fünfundzwanzig Jahren war Braun Direktor der deutschen Heeresversuchsanstalt Peenemünde. Dort entwickelte er mit Hilfe von Fremdarbeitern und KZ-Häftlingen die erste Flüssigkeitsgroßrakete A 4, das erste von Menschen geschaffene Objekt, das in den Weltraum vordrang. Die Rakete wurde ab 1944 unter der Bezeichnung V 2 (Vergeltungswaffe 2) als Terrorwaffe gegen die Zivilbevölkerung westeuropäischer Städte eingesetzt.
Doch auch abseits von Peenemünde arbeiteten die Nationalsozialisten fieberhaft an Raketenprojekten, um die alliierte Luftüberlegenheit zu brechen. Eugen Sänger entwickelte das Konzept für einen Raketenfernbomber nach dem Raumgleiterprinzip. Im schwäbischen Heuberg experimentierte Erich Bachem mit Protoypen eines Raketenabfangjägers, der „Natter“. Im März 1945 startete dort die erste bemannte Rakete der Welt – und bohrte sich fünfundfünzig Sekunden später in die Erde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg interessierten sich die Alliierten für das deutsche Know-how. Wernher von Braun und andere führende Raketenfachleute arbeiteten zunächst als Kriegsgefangene und bald als Angestellte des amerikanischen Raketenprogramms an der Entwicklung von ballistischen Kampfraketen. Auf dieser Grundlage bauten sie später die Saturn V, die die Apollo-Besatzung zum Mond brachte. Der „Vater der Rakete“, von Braun, wurde Zweiter Direktor der Nasa und Chef der Planungsabteilung. Deutsche Raketenforscher arbeiteten aber auch in der Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien.
Vor allem die westdeutsche Industrie entwickelte sich zu einem wichtigen Zulieferer der Raumfahrt. Nachdem Sigmund Jähn bereits 1978 im Rahmen des Interkosmosprogramms als erster Deutscher ins All gereist war, folgte der erste westdeutsche Astronaut, Ulf Merbold, erst fünf Jahre später. Insgesamt flogen bisher 15 deutsche Kosmonauten und Astronauten in den Weltraum.
Seit 1975 ist Deutschland Mitglied der European Space Agency (ESA). Damit ist es auch an der Internationalen Raumstation ISS beteiligt. Allerdings wird das europäische Labormodul „Columbus“ frühestens im Oktober 2004 ins All geschossen. Aber dort werden die Deutschen nur eine Nebenrolle spielen: Den Europäern stehen fünf Prozent der Nutzungszeit auf der ISS zu. MA