Nachhaltige Talente

Der „First Steps“-Preis für den Film- und TV-Nachwuchs trotzt mit einer augenzwinkernden Gala der Medienkrise

BERLIN taz ■ Ein Fernsehpreis für junge Talente, gestiftet vom von der Werbekrise gebeutelten Privatsender Sat.1 und dem in diesen Zeiten ebenfalls nicht gerade auf Rosen gebetteten Constantin Film – drängen sich da Fragen nach der Nachhaltigkeit des ganzen Projekts nicht von selbst auf?

Nein, sagt Programmleiterin Andrea Hohnen. Und nicht etwa deswegen, weil auch Nico Hofmanns Ausnahmeproduktionsfirma Teamworx, Spiegel TV und Mercedes-Benz zu den Initiatoren von First Steps gehören, sondern weil von den seit First-Steps-Gründung 2000 ausgezeichneten JungregiseurInnen, -produzentInnen und -autorInnen so ziemlich alle in der Branche Erfolg haben. Ein aktuelles Beispiel: Stefan Krohmer, dessen „Barracuda Dancing“ 2000 zu einem der ersten First-Steps-Preise nominiert war, der zwei Jahre später für „Ende der Saison“ den Grimme-Preis bekam und dessen ebenfalls preisverdächtige „Familienkreise“ (mit Götz George) vergangenen Mittwoch von der ARD äußerst lieblos ausgerechnet zeitgleich mit dem Fußballländerspiel Deutschland–Italien gesendet wurde.

First Steps ist offiziell einWettbewerb für die Abschlussfilme deutschsprachiger Filmschulen, lässt aber auch die Nominierung freier, also nicht im Rahmen der in Deutschland nach wie vor ziemlich überschaubaren Spezialstudiengänge entstandenen Filme zu. Verliehen werden insgesamt fünf Preise: drei für fiktionale Produktionen (gestaffelt nach Kurz- und Langfilm und mit 10.000 bis 25.000 Euro dotiert) sowie jeweils für den besten Dokumentar- (12.000 Euro) bzw. Werbefilm („Commercial Award“, 10.000 Euro).

Bei diesen von drei unabhängigen Jurys ausgewählten Produktionen haben dann doch wieder die FilmschulabsolventInnen die Nase vorn. Denn anders als die diversen Berichte über arbeitslose Edelfedern aus den traditionellen Kaderschmieden der Presse suggerieren könnten, sieht Andrea Hohnen für ihren Bereich alles andere als schwarz: „Wir wissen es nicht“, sagt sie und meint die Medienkrise und ihre Auswirkungen auf den Fimnachwuchs. Die Schieflage der Branche habe sich schließlich schon länger angedeutet. Bereits bei den ersten First Steps 2000 hätten Schwarzseher gekrittelt: „Was tut ihr da, ihr stellt junge Menschen ins Rampenlicht, die doch keine Arbeit mehr bekommen“, erinnert sich Hohnen. Und präsentiert eine offensive Gegensicht der Sicht: Nirgendwo weltweit gehe es irgendwem so gut wie den deutschen FilmstudentInnen. Die sechs reinen Film- und Fernsehhochschulen garantierten eine „luxuriöse Ausbildungssituation“, AbsolventInnen stünden gleich mehrere auf Erstlingsfilme abonnierte Festivals offen.

Als zweite Stufe in der Praxis folgen dann das „Kleine Fernsehspiel“ des ZDF und die verschiedenen „Debüt“-Reihen der ARD, aber auch die „Sat.1-Talents“. Vorher muss man also nur noch bei den First Steps 2003 nominiert werden. Heute Abend, bei der „Gala mit Augenzwinkern“ (Hohnen) in Berlin, ist es so weit. STG