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Archiv-Artikel

Grüne Welle für Luftverpester

In der Landeshauptstadt ist die Luft landesweit am schlechtesten. Nach einem gestern vorgestellten „Reinhalteplan“ sollen Autos schneller durch die Stadt fahren können, „aber sauberer“

VON ANNIKA JOERES

Schnellere Autos sollen die Düsseldorfer Luft reinigen. Gestern stellte die Bezirksregierung ihren Luftreinhalteplan für die Landeshauptstadt vor. Das Konzept setzt vor allem auf einen flüssigeren Verkehr. „Die Attraktion des Wirtschaftsstandortes darf nicht gefährdet werden,“ sagte Regierungspräsident Jürgen Büssow.

Dabei drängt die Zeit für die Lungen der DüsseldorferInnen: Messungen des Landesumweltamtes haben ergeben, dass die Stickstoffwerte stark erhöht sind. Der nach einer EU-Richtlinie maximal tolerierte Wert von 56 Mikrogramm pro Kubikmeter wurde mehrfach überschritten. „Wir hatten keinerlei Spielraum mehr“, sagt Büssow. Die Maßnahmen müssten schnell greifen, bis 2010 müssten die Grenzwerte eingehalten werden. Andernfalls drohen der Stadt Bußgelder von der EU-Komission. Trotz der angedrohten Strafe aus Brüssel blieben die Forderungen an die Luftverschmutzer zahm: Der LKW-Verkehr solle reduziert werden, die Busse schadstoffärmer fahren. Nicht weniger, sondern schnelleres Autofahren ist gefragt: Der Verkehr soll laut Konzept vor allem flüssiger werden. Angepasste Ampelschaltungen sollen für Grüne Wellen sorgen, Zweite-Reihe-Parker sollen härter bestraft, die Straßen besser ausgeschildert werden. Die Müllabfuhr soll noch früher arbeiten, um die BerufspendlerInnen und Freizeitfahrer nicht zu stören.

„Das Konzept ist genau falsch“, sagt Peter Schrick-Hildebrand vom „Umweltforum Düsseldorf“, einer Vereinigung von zahlreichen Umwelt- und Fahrgastverbänden. „Der Autoverkehr muss unattraktiver werden.“ Die Maßnahmen seien lächerlich gering und würden seiner Meinung nach die Werte nicht verbessern. Seit zwanzig Jahren forderten die BürgerInnen einen besseren ÖPNV, aber auch diesmal sei die Hoffnung enttäuscht worden.

Dabei liegt der Grund für die schlechte Luft auf der Hand: Der Straßenverkehr ist zu knapp 90 Prozent für die Emissionen verantwortlich. An der Corneliusstraße, einer Einfallstraße in die Innenstadt, fahren täglich 45.000 Pkw an Wohnhäusern vorbei. „Wir wollen den Verkehr nicht einschränken“, sagt Werner Görtz, Leiter des Umweltamtes. Düsseldorf solle weiterhin gut erreichbar sein, „aber nur mit sauberen und besseren Autos“. Deshalb solle die Bundesregierung die Steuern für den Einbau von Rußfiltern vergünstigen. „Dann könnten wir den Stickstoffdioxid-Wert wieder senken“, glaubt Hörtz.

Die Düsseldorfer Grünen fordern, „an der Quelle des Problems anzufangen.“ Man solle nicht den Verkehr verbessern, sondern verringern, sagt Angelika Huisten. „Ich bin entsetzt über den Vorschlag, die Autos einfach umzuleiten.“