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Archiv-Artikel

Grüne streiten um neues Teilzeitstudium

Die grüne Jugend will gebührenpflichtige Studierende entlasten – doch die eigene Landtagsfraktion bremst

DÜSSELDORF taz ■ Die grüne Landtagsfraktion steht Forderungen des parteieigenen Jugendverbandes nach geringeren Studiengebühren für finanziell schwache Studierende skeptisch gegenüber. Das vor zwei Wochen vom Landesparteitag in Hagen ohne Gegenstimme gebilligte Modell der grünen Jugend sei „zu bürokratisch“, so die wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen im Düsseldorfer Landtag, Ruth Seidl, zur taz. Die Jugendorganisation hatte die Einführung eines Teilzeitstudiums für berufstätige Studierende gefordert: Wer mehr als 20 Stunden in der Woche arbeitet, soll über die doppelte Regelstudienzeit verfügen können – und bei Überschreitung nur die Hälfte der Studiengebühren zahlen müssen.

Diese liegen je nach Hochschule zusammen mit Sozialbeiträgen und Kosten des Semestertickets bei bis zu 1.500 Euro jährlich. „Viele Studierende müssen mehr arbeiten, um dies bezahlen zu können“, sagt Sven Lehmann, Landesvorstandssprecher der grünen Jugend. Die Folge: Studienzeiten werden nicht verkürzt, sondern verlängert. Zusätzlich wurden viele zum Studienabbruch gezwungen – von rund 130.000 gebührenpflichtigen Studierenden habe nur ein Viertel bezahlt, schätzt Clemens Himpele vom Aktionsbündnis gegen Studiengebühren.

Seidl setzt dennoch vor allem auf die zweite Stufe des von der rot-grünen Studienkontengesetzes: Ab 2007 sollen nur noch solche Leistungen der Universitäten von den virtuellen Studienkonten abgebucht werden, die auch wirklich in Anspruch genommen wurden. Zusätzlich sollen dann die Regelstudienzeiten verdoppelt werden. Unklar ist aber, wann die so genannten Kreditpunkte als verbraucht gelten, ob bereits die Anmeldung oder nur der erfolgreiche Besuch einer Veranstaltung zählt. Bereits jetzt könne ein Modellversuch etwa an der Bochumer Ruhr-Universität starten, glaubt Seidl.

Das Pech der jetzt Gebührenpflichtigen: Sie haben auf eine individuelle Überprüfung keinen Anspruch, ihr Studienkonto gilt mit Überschreitung der 1,5fachen Regelstudienzeit als leer. Ausnahmen für berufstätige Studierende könne es dennoch nicht geben, sagt die grüne Hochschulexpertin Seidl. „Wir können nicht wieder alles zurückdrehen. Die Hochschulen wären überfordert, nun auch noch die Arbeitszeit der Studierenden zu überprüfen.“ Die grüne Jugend hält dagegen, Sprecher Lehmann verweist auf den „klaren Auftrag“ des Parteitags: „Damit haben wir den befürchteten Konflikt.“ ANDREAS WYPUTTA