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Archiv-Artikel

Lehre statt lernen

Mit einem Kooperationsprojekt wollen Kölner Betriebe und Schulen Jugendliche in Ausbildungsberufe locken

KÖLN taz ■ Immer mehr Kölner Schulabgänger wollen nach der Schule lieber im Berufskolleg weiterlernen, als sofort ins Arbeitsleben einzusteigen. Zu diesem Ergebnis ist das Kölner Schulamt gekommen, das in den letzten beiden Jahren Befragungen unter den Abgängern der Kölner Haupt-, Real- und Gesamtschulen durchgeführt hat. Demnach hatten im Januar 2003 10 Prozent der angehenden Abgänger einen Ausbildungsvertrag unterzeichnet, im Januar 2004 nur noch fünf Prozent.

„Die Jugendlichen verlieren das Interesse an der Ausbildung“, stellt Ludger Reiberg, der Leiter des Beirates für Schule und Beruf beim Kölner Schulamt, fest. Immer öfter würde er von Betrieben gefragt, wo denn die ausbildungswilligen Schulabgänger blieben, berichtet er. Um Abhilfe zu schaffen, gehen die Kölner Schulen seit drei Jahren gemeinsam mit der lokalen Wirtschaft neue Wege. Das Ziel: „Wir wollen, dass in der Schule ein Bezug zur Berufs- und Arbeitswelt aufgebaut wird“, so Reiberg. Der Weg: Kooperationsvereinbarungen zwischen einzelnen Schulen und Betrieben oder gleich ganzen Handwerkskammern.

35 Kölner Schulen sind auf diese Weise schon mit der Wirtschaft vernetzt. Im nächsten Schuljahr kommen 13 weitere hinzu. Acht davon – in Mülheim, Kalk, Chorweiler und Ehrenfeld – haben erst vorletzte Woche den Vertrag mit der Dachdeckerinnung Köln unter Schirmherrschaft des Regierungspräsidenten Jürgen Roters (SPD) unterzeichnet.

Deren Schüler können ab dem nächsten Jahr Baustellen besichtigen. Lehrlingswarte oder Auszubildende berichten in den Klassenzimmern über ihren Arbeitsalltag. Die Angebote richten sich aber nur an interessierte Schüler. Keiner und keine soll über eine Baustelle stapfen müssen, obwohl er oder sie sich eigentlich für einen anderen Beruf interessiert. „Die Schüler sollen selbstständig Interesse an der Gestaltung ihres Lebensweges entwickeln“, sagt Ludger Reiberg.

Die Kölner Bemühungen gehen einher mit einer Empfehlung des Landesausschusses für Berufsbildung. Der schlug für alle Schulen in NRW vor, den Übergang von Schule zum Beruf mit „außerschulischen Partnern, insbesondere der Arbeitswelt“ zu fördern. TOBIAS HAUCKE