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Archiv-Artikel

„Sauberes Image“

Klaus Werner, Mitautor des neuen „Schwarzbuchs Markenfirmen“: Selbstverpflichtungen globaler Firmen bringen wenig Fortschritt

taz: Zum zweiten Mal veröffentlichen Sie jetzt das „Schwarzbuch Markenfirmen“. Haben globale Unternehmen wie Nike ihr Verhalten seit dem Erscheinen der ersten Ausgabe 2001 geändert?

Klaus Werner: Die Firmen werden professioneller bei der Darstellung eines sauberen Images. In den meisten transnational tätigen Unternehmen ist mittlerweile der Begriff „Corporate Social Responsibility“ in aller Munde. Die Vorstände stellen Verhaltensregeln auf, um sich bei ihrer Produktion in den Ländern des Südens den Anschein sozialer Verantwortlichkeit zu geben.

Sie sagen, es gehe den Firmen um ihr Image. Führen die Verhaltenskodizes denn zu positiven Veränderungen?

Shell hat angekündigt, bei seiner Ölproduktion in Nigeria die Forderung nach Transparenz zu erfüllen. Unter dem Motto „Publish what you pay“ will der Konzern seine Geldflüsse veröffentlichen. Passiert ist das aber noch nicht. Ein positives Beispiel ist, dass der Schweizer Unterwäsche-Hersteller Triumph seine Produktion im südostasiatischen Staat Birma eingestellt hat.

Damit haben die Arbeitskräfte von Triumph in Birma ihre Arbeitsplätze verloren. Nicht unbedingt positiv.

Normalerweise vertrete ich die Position, dass die Unternehmen in den Schwellen- und Entwicklungsländern bleiben und dort die Bedingungen der Arbeit verbessern sollen. In dem besonderen Fall von Birma ist es aber zu begrüßen, dass Triumph sich verabschiedet hat. Die Opposition im Land fordert genau das, um der Militärdiktatur die Unterstützung zu entziehen.

Die globalisierungskritische Bewegung hat sich zu einem erfolgreichen Projekt entwickelt?

Ja – wenn man die Kampagne für saubere Kleidung, die sich mit Triumph angelegt hat, als Teil dieser Bewegung bezeichnet. Die Aktivisten haben offenbar glaubwürdig gedroht, den Protest der Konsumenten zu mobilisieren. Triumph fürchtete den Schaden und zog sich zurück.

Ein Glück, Fortschritt gibt es doch noch.

Ich kann Ihnen auch vom Gegenteil berichten. Die Näherinnen bei einer Firma in Thailand fertigen Sportschuhe für Adidas und Nike. Von dort wurde bekannt, wie sich die Selbstverpflichtungen der Unternehmen konkret auswirken. Um Schutzbestimmungen ihrer transnationalen Auftraggeber zur erfüllen, brachte die thailändische Firma zum Beispiel Feuerlöscher an. Die Kosten dafür wurden den Arbeiterinnen vom Lohn abgezogen, weil Adidas und Nike nicht bereit waren, mehr zu zahlen.

Was sollen die Konzerne tun?

Sie sollen keine Hungerlöhne zahlen, sondern solche, die die Existenz der Beschäftigten sichern. Und sie sollen die Sozial- und Umweltstandards der Länder einhalten, in denen ihre Produkte verkauft werden. HANNES KOCH