: Automobile Jammerlappen
betr.: „Entfernungspauschale: Nur die Totalstreichung ist sinnvoll – Verantwortung für den Arbeitsweg“, Kommentar von Katharina Koufen, taz vom 20. 8. 03, „Alles andere als rein privat“, Leserbriefe, taz vom 23. 8. 03
Ich wohne und arbeite in der Stadt, lebe bewusst ohne Auto und nehme dafür auch eine höhere Miete in Kauf – von der Entfernungspauschale hab ich nichts. Warum werden aber die (meist motorisierten) Pendler aus dem Umland, die sich ihre billige Miete oder ihr größeres Haus mit dem Nachteil der Pendelkosten erkauft haben, steuerlich belohnt? TOBIAS WOLF, Bremen
Die Argumentation von Frau Koufen war bestechend – schade, dass sie auf taube Ohren stößt.
Wer wie Herr Kretschmann für „ein einigermaßen vernünftiges Familienleben“ ein Auto bezuschusst braucht, ist beim Finanzamt an der falschen Adresse. Dass diese Menschen, die „auf ihr Auto angewiesen sind“, ihrerseits das Familien- und sonstige Leben der Stadtbewohner terrorisieren (Lärm, Tote durch Schadstoffe und Unfälle, Einschränkung der Beweglichkeit der Kinder), interessiert die automobilen Jammerlappen nicht („Jeder denkt an sich, nur ich denk an mich“).
Am härtesten fand ich die Ansicht von Herrn Raabe: Weil Miete in München so teuer sei, müssen die, die billiger im Grünen wohnen, eine Steuerermäßigung bekommen. Frau Koufen, die dieser seltsamen Logik wohl kaum folgen kann, unterstellte er „Schwachsinn“ – die Ansicht kommt wohl von seinen Benzindämpfen …
Nur gegen Herrn Rösler muss ich passen: Er erklärte hieb- und stichfest, warum der Pendlerverkehr allein wegen der „Erzielung des Einkommens“ nötig ist. Eigentlich klar: Als brave Deutsche leben wir, um zu arbeiten. Auch mein Essen, Trinken, Schlafen dient nur meiner Kraft und Ausgeruhtheit zum Arbeiten – und muss eigentlich genauso absetzbar sein – sollte man vor dem BFG zu Ende diskutieren. […] KLAUS BUGGISCH, Karlsruhe
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