: Manipulationsfreie Zone
Initiative für gentechnikfreie Vier- und Marschlande: Bauern und Gärtner wollen sich die Möglichkeit erhalten, auch in Zukunft unveränderte Früchte anbieten zu können
Die Vier- und Marschlande sollen frei von genmanipulierten Organismen bleiben. Das ist das Ziel einer Initiative von 25 Bauern und Gärtnern, die sich vor vier Wochen ohne viel Aufhebens gegründet hat. „Wir sehen nicht ein, dass wir als kleine Betriebe ausbaden sollen, was sich die Agrarindustrie ausgedacht hat“, sagt Demeter-Gärtner Thomas Sannmann von der Initiative.
Sannmann und seine überwiegend ökologisch ausgerichteten MitstreiterInnen wollen möglichst viele ihrer Kollegen dazu bringen, dass sie auf den Anbau genetisch veränderter Pflanzen verzichten. Wenn eine satte Mehrheit die entsprechende, aus dem Internet zu ladende Erklärung (www.abl-ev.de) unterschriebe, würden die Vier- und Marschlande zur gentechnikfreien Zone. Wer dann noch manipulierte Sorten anbauen wollte, trüge das enorme Risiko, dass sich seine Pflanzen auf Nachbarfeldern einkreuzen und müsste den so entstandenen Schaden bezahlen.
Aus der Sicht der skeptischen Landwirte bieten gentechnikfreie Zonen überhaupt erst die Möglichkeit, gentechnikfrei zu wirtschaften. So vielfältig sind die Wege der Fremdbestäubung, dass nur ein großer Abstand zu manipuliertem Anbau eine Kontamination verhindert. Darüber hinaus lauern bei Ernte, Verarbeitung und Vertrieb der Feldfrüchte vielfältige Kontaminationsgefahren: Ein schlecht gereinigter, gemeinsam genutzter Mähdrescher oder Laster genügt, um komplizierte Haftungsfragen aufzuwerfen.
Mit wachsender Verbreitung der manipulierten Sorten wüchse der Verunreinigungsgrad im konventionellen Anbau, befürchtet Sannmann. In der Folge müsste der zulässige Kontaminationsgrad von „gentechnik-freien“ Ernten nach oben korrigiert werden. Zwangsläufig würden die Grenzen zwischen konventioneller und manipulierter Landwirtschaft verwischt. Landwirte und Verbraucher hätten bald keine Wahl mehr. „Die Koexistenz ist nicht möglich“, schlussfolgert Sannmann.
Aus der Sicht der Initiative böte eine gentechnikfreie Zone die Chance, die Vier- und Marschlande mit ihren Produkten beim Verbraucher als vertrauenswürdige Marke zu etablieren. Die Region könnte sich vom zunehmend gentechnisch manipulierten Weltmarkt-Angebot absetzen.
Nach Sannmanns Einschätzung hat sich der größte Teil der Bauern und Gärtner noch keine Meinung zum Umgang mit der Gentechnik gebildet. „Wir haben andere Sorgen“, sagt Wilhelm Grimm, der Präsident des Bauernverbandes. Das Thema stehe nicht an, weil in Hamburg gar keine genetisch veränderten Pflanzen angebaut würden. Die Landwirtschaftskammer plant am 11. Oktober eine Podiumsdiskussion zu dem Thema.Gernot Knödler
Die Initiative trifft sich das nächste Mal morgen Abend ab 19.30 in der Gärtnerei Sannmann in Ochsenwerder. Ihr nächstes Projekt ist ein Informationsstand auf der Messe „Du und Deine Welt“, der vom Ökomarkt-Vereinkoordiniert wird.