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Archiv-Artikel

Letzte Rate an NS-Sklaven

Deutschland hat die Zahlungen an die Exzwangsarbeiter abgeleistet. Anwälte: Erste Leistungen kamen zu spät

NEW YORK rtr ■ Deutschland hat am Montag seine letzten Zahlungen an Exzwangsarbeiter während des Nationalsozialismus geleistet. Damit wurde eine Vereinbarung erfüllt, die rund 55 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges geschlossen worden war.

Deutschland habe an 130.681 Zwangsarbeiter jeweils 3.000 Dollar ausgezahlt, teilte die Conference on Jewish Material Claims Against Germany in New York mit. Damit habe Deutschland mit 401 Millionen Dollar die höchste Summe ausgezahlt, die an einem Tag für Überlebende des Holocaust überwiesen worden sei. Die jüdische Organisation soll die Beträge an Überlebende in 62 Ländern weiterreichen. Diese sind nach Angaben des stellvertretenden Chefs der Organisation, Gideon Taylor, im Schnitt 79 Jahre alt. Im Zusammenhang mit den Zahlungen sprach Taylor von einer „symbolischen Anerkennung“ der von Zwangsarbeitern erduldeten Leiden.

Obwohl Deutschland mit dem Entschädigungsfonds einen Schlussstrich ziehen wollte, fordert Roman Kent, Überlebender des Holocaust und Schatzmeister der jüdischen Organisation, dass die Bundesregierung Überlebenden dieselben medizinischen Vorteile zuspricht wie Veteranen des Zweiten Weltkriegs. Taylor sagte, Deutschland habe anerkannt, dass noch Fragen offen seien.

Anwälte kritisieren dennoch, es habe angesichts des hohen Alters der meisten Opfer viel zu lange gedauert, bis es die ersten Zahlungen gegeben habe. „Was die Tragödie verschlimmert ist, dass seit das Abkommen vor rund vier Jahren getroffen wurde, 150.000 bis 200.000 Überlebende gestorben sind“, sagte Elan Steinberg, Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses. Der Verband hatte zu den wichtigsten Vermittlern bei den Abkommen gehört und den deutschen Fonds sowie die Schweizer Banken zu raschen Zahlungen gedrängt.