OFF-KINO : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Im Hintergrund von Niko von Glasows Dokumentation „NoBody’s Perfect“ steht der Skandal um das Beruhigungsmittel Contergan: 1957 von der Firma Grünenthal auf den Markt gebracht, wurde es gern schwangeren Frauen verschrieben, deren Kinder jedoch alsbald mit schweren Fehlbildungen – zumeist stark verkürzten Gliedmaßen – zur Welt kamen. Doch erst vier Jahre nach seiner Einführung wurde das Mittel vom Markt genommen. Die Geschädigten ließen sich auf einen bescheidenen Vergleich mit Grünenthal ein, und bis heute weist die Herstellerfirma jede weitere Verantwortung weit von sich. Der 1960 in Köln geborene Regisseur Niko von Glasow gehört selbst zu den Betroffenen, und natürlich spielt in seinem Film auch die Firma Grünenthal eine unrühmliche Rolle: Die Weigerung, sich zu diesem Thema zu äußern, lässt auch die heute Verantwortlichen einmal mehr beschämend dumm aussehen. Doch das steht nicht im Mittelpunkt von „NoBody’s Perfect“: Eigentlicher Anlass für die Dokumentation ist von Glasows Suche nach Schicksalsgenossen in Deutschland und England, die bereit sind, sich mit ihm für einen Aktkalender nackt fotografieren zu lassen. Die Begegnungen mit diesen Menschen nimmt der Regisseur wiederum zum Anlass, über jedes erdenkliche Thema im Zusammenhang mit ihren Behinderungen zu reden: Ob Sexualität, Selbstmordgedanken, Komplexe oder Probleme auf der Toilette – hier kommt alles zur Sprache. Die ernsten Themen werden mit sehr viel – wenngleich oft bitterem – Humor angegangen. Dabei entsteht ein Porträt von Menschen, die ihr Leben durchaus mit Selbstbewusstsein zu meistern wissen. Und so ist auch die Aktion mit dem Aktkalender zu verstehen: Gewohnt, von anderen Menschen angestarrt zu werden, nehmen die Contergan-Geschädigten die Sache einfach selbst in die Hand und fordern zum genauen Hinsehen und natürlich zum Nachdenken auf.
Don Gallico (Vincent Price) entwickelt in den 1880er-Jahren Bühnentricks für Zauberkünstler. Mit seiner jüngsten Konstruktion, dem Kreissägentrick, möchte Gallico allerdings nunmehr selbst auf der Bühne auftreten. Doch sein Chef, der ihn mit einem Knebelvertrag an sich gebunden hat, macht diesen Ambitionen ein Ende. Dabei übersieht er allerdings, dass Gallico von den fortgesetzten Demütigungen die Nase voll hat und die Kreissäge auch richtig sägen kann. Und weil Gallico gerade so schön dabei ist, ermordet er in der Folge noch seine treulose Exgattin sowie einen arroganten Zauberer, der ihn zu erpressen versucht. „The Mad Magician“ war 1954 als eine Art Nachfolger des Horrorfilms „House of Wax“ (ebenfalls mit Vincent Price) konzipiert worden und wurde wie dieser in den Kinos ursprünglich in 3-D gezeigt. Wirklichen Horror inszenierte der deutsche Emigrant John Brahm hier allerdings nicht – dafür ist der Mörder dann doch viel zu sympathisch und entschieden zu wenig wahnsinnig. Aber die Geschichte, die sich selbst auch nicht so richtig ernst nehmen mag, bleibt immer schön makaber, und Vincent Price macht einfach in jeder Rolle Spaß. LARS PENNING
„NoBody’s Perfect“ 1. 3. Eva-Lichtspiele
„The Mad Magician“ (OF) 27. 2. im Z-inema