unabhängige forschung : Showdown im Parlament
Die Abgeordneten des Wissenschaftsausschuss hängen einer Illusion an. Sie glauben, dass man nur ausreichend gute Standards braucht, um zu verhindern, dass Tabakkonzerne auf die von ihnen gesponserte Krebsforschung Einfluss nehmen können. Aber die Wege der Korruption sind zu vielfältig, um mit Ethikkommissionen und Selbstverpflichtungen jede mögliche Einflussnahme verhindern zu können. Vor allem aber geht die Debatte am Kernpunkt vorbei. Denn selbst dann, wenn es tatsächlich keinen Einfluss auf ein einzelnes Forschungsprojekt gibt, bleiben noch zwei bedenkliche Punkte.
KOMMENTAR VON SEBASTIAN HEISER
Erstens kann die Tabakindustrie schon dadurch Einfluss nehmen, dass sie einem Forscher, der zu unbequemen Ergebnissen kommt, einfach kein Geld mehr für weitere Projekte gibt. Das lässt sich auch durch die besten wissenschaftlichen Standards nicht verhindern. Es führt im Ergebnis dazu, dass Forscher, die zu genehmen Ergebnissen kommen, mehr Ressourcen zur Verfügung haben.
Zweitens kann die Tabakindustrie durch jedes Forschungssponsoring beeinflussen, zu welchem Thema geforscht wird. Selbst wenn die Ergebnisse völlig unabhängig zustande kommen, können die Sponsoren also die Agenda mitbestimmen. Beides verträgt sich nicht mit den Idealen der Wissenschaft. Darum sind jetzt die Gesundheitspolitiker der Koalition gefragt: Sie müssen dafür kämpfen, dass ihre Vorschläge eine Mehrheit in ihren Fraktionen und dann im Parlament bekommen.